Relativitätstheorie
und Gravitation, supersymmetrische Theorie der Gravitation, welche die
Allgemeine Relativitätstheorie umfasst. Theorien der Supergravitation wurden zum
ersten Mal 1976 von Freedman, van Nieuwenhuizen und Ferrara sowie Deser und
Zumino diskutiert. Ausgangspunkt ist die Algebra der (globalen) Supersymmetrie
mit Erzeugenden , die zwischen
Bosonen und Fermionen vermitteln, sowie den Erzeugenden
und
der Poincaré-Gruppe. Neben der üblichen
Algebra der Poincaré-Gruppe und der Translationsinvarianz der
spielt die Antikommutatorbeziehung
eine zentrale Rolle, wobei die Dirac-Matrizen sind (
). Fermionen
und Bosonen werden durch irreduzible Darstellungen dieser Algebra in
Supermultipletts vereinigt. Wünscht man die Transformationen der Supersymmetrie
an jedem Raumzeitpunkt unabhängig durchzuführen, so muss man die Symmetrie
eichen (Eichtheorien). Aus (1) folgt, dass dann Translationen (von
erzeugt) an jedem Punkt unabhängig vorgenommen
werden können, was gerade die Durchführung allgemeiner
Koordinatentransformationen ermöglicht. Deshalb enthält die durch die Eichung
entstehende Supergravitation die Allgemeine Relativitätstheorie, genauer: die
Einstein-Cartan-Theorie, welche durch die Eichung der Poincaré-Gruppe entsteht
und neben der Krümmung zu einer Torsion für die Raumzeit führt. Mit den
Erzeugern
,
,
der Algebra sind die Eichfelder
(Vierbeinfeld),
(Zusammenhang),
(Rarita-Schwinger-Feld) verknüpft. Die Felder
haben Spin 3 / 2 und werden als Gravitinos
bezeichnet. Im Falle N = 1 (einfache
Supergravitation) gibt es ein Gravitino, das sich mit dem Graviton, das Spin 2
aufweist, ein Multiplett teilt. Gravitinos sind zunächst masselos, erhalten
aber eine Masse durch den Higgs-Mechanismus (spontane Symmetriebrechung).
Bei spricht man von erweiterter Supergravitation.
Für
sind zwei Gravitinos, ein Graviton und ein
Photon in einem Multiplett vereinigt, was eine vereinheitlichte Theorie von
Gravitation und Elektromagnetismus ergibt. Fordert man, dass es nur ein Graviton
gibt und dass keine Spins grösser als 2 auftauchen, so gilt (in 4
Raumzeitdimensionen)
. (Für Spins
grösser als 2 kennt man keine befriedigende Kopplung an andere Felder.) Im Falle
N = 1 ist die Wirkung der Supergravitation die
Summe aus Einstein-Hilbert-Wirkung und Rarita-Schwinger-Wirkung für das
Gravitino:
wobei die spinorielle kovariante Ableitung durch den Ausdruck
gegeben ist. Die Wirkung (2) ist nicht nur invariant unter allgemeinen Koordinatentransformationen und lokalen Poincaré-Transformationen, sondern auch unter lokalen Supersymmetrietransformationen, die für Vierbein und Gravitinofeld lauten:
mit als antikommutierender infinitesimaler
Parameterfunktion. Man kann vierdimensionale Wirkungen auch aus
höherdimensionalen
-Theorien
gewinnen, indem man eine Reduktion wie in Kaluza-Klein-Theorien vornimmt.
Interessant ist dabei insbesondere die Supergravitation in 11
Raumzeitdimensionen, da dies die höchstmögliche Dimension für
Supergravitationstheorien darstellt (dort ist nur N
= 1 erlaubt) und bedeutsam für die Stringtheorie ist.
Theorien der Supergravitation lassen sich auch in einem
»Superraum« beschreiben (der nichts mit dem Superraum der kanonischen
Quantengravitation zu tun hat), bei dem die gewöhnlichen Raumzeitkoordinaten durch antikommutierende Koordinaten
ergänzt werden, für welche die
Translationen erzeugen.
Da Quantenfeldtheorien der Gravitation wegen der
dimensionsbehafteten Kopplungskonstanten ( in D Raumzeitdimensionen) i.a. nicht renormierbar sind
(Quantengravitation), können Divergenzen in einzelnen Ordnungen der
Störungstheorie nur unter besonderen Umständen (z.B. wegen des Vorhandenseins
von Symmetrien) verschwinden. Für D = 4
verschwindet die Divergenz bei einer Schleife nach einer Umdefinition der
Felder wie bei der reinen Gravitation ohne Gravitino. Wegen der Supersymmetrie
gibt es keinen 2-Schleifen-Term, jedoch treten für N
<
8 in 3 Schleifen Divergenzen auf (für N = 8 scheint
dies nicht der Fall zu sein, weshalb dort Probleme erst ab 5 Schleifen erwartet
werden). Für D = 11 gibt es schon ab 2 Schleifen
Divergenzen. Die störungstheoretische Nichtrenormierbarkeit der
Quantengravitation tritt also auch bei der Supergravitation auf. Aus diesem
Grund ist für eine konsistente Quantentheorie der Gravitation eine ab initio
nichtstörungstheoretische Formulierung (Quantengravitation) oder eine Aufgabe
des Feldbegriffs auf fundamentaler Ebene (Stringtheorie) vorzunehmen.
Für das Gravitino erwartet man nach der Symmetriebrechung eine Masse von der Grössenordnung 100 GeV. Das könnte zu Problemen in der Kosmologie führen, da erzeugte Gravitinos eventuell eine überkritische Dichte des Universums bewirken. Hieraus ergeben sich starke Einschränkungen an inflationäre kosmologische Modelle (Inflation), die auf Supergravitation basieren.
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