Bezeichnung für einen Begriff, der sich aus den Begriffen Kraft und Bahn (bzw. Weg) ableitet und in enger Beziehung zum Energiebegriff steht. Die SI-Einheit der Arbeit ist das Joule (J). (Energieeinheiten)
1) Mechanik: Wird ein Massenpunkt unter Aufwendung
einer Kraft längs eines Weges verschoben, so wird hierbei Arbeit verrichtet.
Die mathematische Definition der Arbeit ist , wobei F den Vektor der Kraft bezeichnet und dr das infinitesimale Element des Weges C, entlang
dessen die Kraft wirkt. Man kann sagen, Arbeit sei das Wegintegral der Kraft.
Arbeit wird im physikalischen Sinne nur von der Komponente der Kraft F verrichtet, die zum Wegelement dr
parallel gerichtet ist. Aus dieser Definition folgt, dass eine Kraft, die einen
Massepunkt nicht verschiebt (dr = 0), keine Arbeit leistet, und
dass auch auf Wegen, die senkrecht zur Kraft verlaufen, keine Arbeit verrichtet
wird.
Verläuft der Weg C im Spezialfall geradlinig und greift die Kraft stets im gleichen Winkel a an, dann wird aus dem Integral einfach das Skalarprodukt
W = F × Dr = FDrcos(a).
Das Vorzeichen der Arbeit ist so festgelegt, dass bei positivem W die Kraft selber Arbeit verrichtet, während bei negativem W gegen die Kraft Arbeit aufgewendet werden muss.
Der Zusammenhang zwischen Arbeit und Energie wird u.a. am
Beipiel der Beschleunigungsarbeit deutlich. Wenn r(t)
die Bahnkurve des Schwerpunktes eines Körpers der Masse m ist, so muss
zur Beschleunigung des Körpers gemäss der dynamischen Grundgleichung die Kraft aufgebracht werden, und für die Arbeit, die
nötig ist, um den Körper von einer Geschwindigkeit
1 auf eine
Geschwindigkeit v2
zu beschleunigen, ergibt sich
,
wobei Ekin,2 - Ekin,1 die Änderung der kinetischen Energie ist.
Die explizite Angabe des Weges ist im allgemeinen notwendig
und kann nur dann fortgelassen werden, wenn die Arbeit in eindeutiger Weise nur
vom Anfangs- und Endpunkt der Bewegung abhängt. Kraftfelder, für die dies gilt,
werden als konservativ bezeichnet, und für sie lässt sich eine potentielle
Energie angeben. Die Arbeit für die Bewegung eines
Massenpunktes von r1 nach r2 ist dann einfach die
Potentialdifferenz zwischen diesen beiden Punken:
, und längs eines
beliebigen geschlossenen Weges verschwindet sie:
.
Die an einem physikalischen System in einem konservativen Kraftfeld verrichtete Arbeit wird in dem System als potentielle Energie gespeichert und kann anschliessend als kinetische Energie wieder freigesetzt werden: So muss z.B. beim elastischen Dehnen einer Feder mit der Federkonstanten k um die Strecke x die der Bewegung entgegenwirkende Rückstellkraft kx überwunden werden. Dabei wird die Spannarbeit kx2/2 geleistet, die als potentielle Energie in der Feder gespeichert und beim Entspannen wieder zurückgewonnen wird.
Ein anderes Beipiel sind Bewegungen im Gravitationsfeld der
Erde, bei dem es sich ebenfalls um ein konservatives Kraftfeld handelt. Wird
ein Körper der Masse m in diesem Feld auf einem beliebigen Weg auf die
Höhe h gehoben, so ist dazu die Hubarbeit W = F × h
= mgh nötig. Diese Arbeit ist nicht verloren, der Körper hat
vielmehr potentielle Energie Epot gewonnen (man spricht auch von Lageenergie),
die genau der Hubarbeit entspricht. Fällt der Körper zurück auf die
Ausgangshöhe, so erreicht er dort die Geschwindigkeit (Fallgesetze) und besitzt jetzt die kinetische
Energie
(Reibung sei hier ausser acht gelassen).
Die für konservative Kraftfelder charakteristische Umwandlung von potentieller Energie in kinetische Energie und umgekehrt führt zum Energieerhaltungssatz der Mechanik. In realen Systemen spielen neben konservativen Kräften auch dissipative Kräfte (Reibung) und zeitabhängige Kräfte eine Rolle.
Für den Begriff der Arbeit ist die Zeit, während der die Arbeit verrichtet wird, unerheblich. Trotzdem kann es sinnvoll sein, die pro Zeiteinheit verrichtete Arbeit zu betrachten. Der Begriff, der dann ins Spiel kommt, ist die Leistung.
2) Elektrodynamik: Die Kraft auf eine Ladung in einem
elektromagnetischen Feld berechnet sich zu . Das
Magnetfeld B verrichtet keine Arbeit an der
Ladung, da der entsprechende Kraftanteil stets senkrecht zur Bewegungsrichtung
der Ladung steht. Da das elektrische Feld E
konservativ ist, also gemäss
auf ein Potential f zurückgeführt werden
kann, ergibt sich der allgemeine Ausdruck für die Arbeit der Bewegung einer
Ladung im elektromagnetischen Feld als Produkt aus Ladung und
Potentialdifferenz U:
Die elektrische Arbeit für den Fall stationärer Ströme folgt
daraus zu , wobei
die elektrische Stromstärke und t die
Dauer des Stromflusses ist. Allgemein ist die Arbeit eines beliebig
zeitabhängigen elektrischen Stroms
; dies
vereinfacht sich für harmonische Wechselspannungen
und
zu
.
3) Thermodynamik: In der Thermodynamik wird der
Kraftbegriff erweitert. Die verallgemeinerten Kräfte Xi werden analog zur
Mechanik gemäss definiert,
wobei die xj äussere Parameter des Systems wie z.B. das
Volumen, die Teilchenzahl des Systems oder ein äusseres Feld sind. Die bei einer
infinitesimalen Änderung des Parameters xi geleistete Arbeit ist dann , die
Energieänderung dE beträgt entsprechend dem ersten Hauptsatz
, in dem Q
für die Wärme steht. Thermodynamisch kann die an einem System geleistete Arbeit
also als Energieänderung durch Änderung der äusseren Parameter bei
gleichzeitiger thermischer Isolierung, also bei konstantem Wärmeinhalt des
Systems, definiert werden. Die Arbeit ist, gleich der Wärme eines Prozesses, im
allgemeinen vom Weg des Prozesses im Raum der äusseren Parameter abhängig; sie
stellt somit keine Zustandsfunktion dar, mit der man den Gleichgewichtszustand
des Systems charakterisieren kann. Dementsprechend ist die Grösse
, durch den
Querstrich am Differentialsymbol gekennzeichnet, kein vollständiges
Differential.
Der einfachste, zugleich auch der wichtigste Fall
thermodynamischer Arbeit ist die Volumenänderungsarbeit, also die Arbeit, die
bei einer Volumenänderung dx = dV gegen den Druck X = p
verrichtet werden muss. Das thermodynamische System nimmt dabei bei quasistatischer
Prozessführung die Arbeit = pdV auf.
Ein anderes Beispiel für Arbeit im thermodynamischen Sinne ist
diejenige, die ein elektrisches Feld bei der Polarisation eines Dielektrikums
leistet. Sie hängt davon ab, welche Energieanteile man dem thermodynamischen
System zurechnet. Es ergibt sich , wobei V
das Volumen, E das elektrische Feld und D die dielektrische Verschiebung sind. In diesem
Ausdruck ist sowohl der Energieanteil für die Polarisation des Mediums als auch
derjenige für das elektrische Feld (im Vakuum) enthalten. Vernachlässigt man
die Feldenergie, so ergibt sich wegen
die reine Polarisationsarbeit zu
, wobei P für die Polarisation steht. Welcher Energieausdruck zu
verwenden ist, hängt von der Fragestellung und der gegebenen experimentellen
Situation ab.
Bei der Angabe der Arbeit, die ein Magnetfeld der Stärke H an einem magnetisierbaren Medium verrichten muss, um
die Magnetisierung M aufzubauen, ist die Situation analog: Wird die
Feldenergie mitberücksichtigt, so gilt . Bei
Vernachlässigung der Feldenergie erhalten wir die reine Magnetisierungsarbeit
zu
, weil
, wobei B die magnetische Induktion ist. Der Energieanteil des
magnetischen Feldes spielt beim magnetokalorischen Effekt und der adiabatischen
Entmagnetisierung eine entscheidende Rolle.
4) Quantenmechanik: Da der Arbeitsbegriff fest mit dem Kraftbegriff und mit dem Bahnbegriff verbunden ist, spielt er in der Quantenmechanik keine wesentliche Rolle, denn diese beiden Termini werden in der Quantenmechanik weitgehend aufgegeben. Man spricht lediglich z.B. etwas unpräzise von der Austrittsarbeit von Elektronen aus dem Atomverband.
Arbeit 1: Zur Arbeit bei der Bewegung einer Ladung im elektrischen Feld.
Arbeit 2: Zur Arbeit bei der Expansion eines Gases durch die Bewegung eines Kolbens.
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