1) Mechanik: Störungsrechnung.
2) Quantenmechanik: häufig benutzte Methode zur
näherungsweisen Berechnung von Eigenfunktionen und Eigenwerten des
Hamilton-Operators und damit zur genäherten Bestimmung der Bewegung
quantenphysikalischer Systeme. Die Störungstheorie ist anwendbar, wenn die
Lösung für das freie, ungestörte System mit dem Hamilton-Operator bereits bekannt ist und der Hamilton-Operator
des wechselwirkenden, gestörten Systems die Form
hat, wobei
ein kleiner Parameter, der Störparameter, und
der Hamilton-Operator der Störung ist. Je
nachdem, ob man Lösungen der zeitabhängigen oder der zeitunabhängigen
(stationären) Schrödinger-Gleichung konstruiert, spricht man von der
zeitabhängigen oder Diracschen bzw. der zeitunabhängigen oder Schrödingerschen
Störungstheorie; die Bornsche Näherung ist ebenfalls eine Störungstheorie
speziell für Streuprobleme.
1) Die Schrödingersche zeitunabhängige Störungstheorie
gestattet nur die Behandlung stationärer Probleme. Man macht für die
Eigenfunktionen bzw. die Eigenwerte
von
einen Potenzreihenansatz
wobei bzw.
Eigenfunktion bzw. Eigenwert von
ist, d.h.
. Das
Eigenwertproblem für
wird dann sukzessive gelöst, indem man nur
Potenzen erster, zweiter usw. Ordnung von
betrachtet und die Annahme macht, dass sich die
zugehörigen Funktionen
der ersten, zweiten usw. Näherung als
Linearkombinationen der Eigenfunktionen nullter Näherung,
, schreiben
lassen, d.h.
. Liegt keine
Entartung vor, so erhält man die Eigenwerte
,
usw. Liegt dagegen Entartung vor, haben also N Zustände
dieselbe Energie
, dann spaltet
der N-fach entartete Eigenwert
bei Störung in N
verschiedene Eigenwerte
auf, wobei sich die
aus der Lösung der Säkulardeterminante
ergeben.
2) Die Diracsche zeitabhängige Störungstheorie gestattet die
näherungsweise Bestimmung der Übergänge von quantenphysikalischen Systemen
unter dem Einfluss einer möglicherweise zeitabhängigen Störung . Man macht
hierbei den Ansatz
aus der zeitabhängigen Schrödinger-Gleichung ergibt sich die
Bewegungsgleichung der zeitabhängigen Koeffizienten zu
, und in erster
Näherung folgt
in dieser Form wurde die zeitabhängige Störungstheorie von Dirac 1926 entwickelt und auf die halbklassische Strahlungstheorie angewandt (goldene Regel).
3) Quantenfeldtheorie: Vorgehensweise zur Berechnung
der vollen Green-Funktionen in einer wechselwirkenden Feldtheorie mit kleinem
Kopplungsparameter l. Dazu führt man als erzeugendes Funktional
für die Green-Funktionen das Pfadintegral (hier für eine skalare Feldtheorie mit
und
)
ein, das wegen als
geschrieben werden kann (:
Normierungskonstante), wobei
das erzeugende Funktional des freien Propagators
ist, welches sich ohne explizite Funktionalintegration durch partielle Integration und Fourier-Transformation in die Form
mit
bringen lässt. Für die wechselwirkende Theorie kann das erzeugende Funktional allerdings nicht exakt berechnet werden; man entwickelt vielmehr die Exponentialfunktion in
und leitet daraus den Propagator der wechselwirkenden Theorie ab,
,
an dem sich (nach Fourier-Transformation in den Impulsraum) die Feynman-Regeln
ablesen lassen. Auf diese Weise lassen sich in jeder Ordnung
von sämtliche Beiträge zur Green-Funktion in Form
von Feynman-Diagrammen angeben; analog verfährt man auch unter
Berücksichtigung gewisser Besonderheiten für fermionische Felder und
schliesslich für Eichtheorien.
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