FestkörperphysikSchwingungen und
WellenMathematische Methoden und Computereinsatz, 1) Mathematik: die
Situation, dass es in einem Eigenwertproblem zu einem Eigenwert mehrere linear
unabhängige Eigenvektoren gibt. Ein Eigenwert heisst n-fach
entartet, wenn die Dimension des Eigenraumes zu diesem Eigenwert gleich n ist. Die 3 ´ 3-Einheitsmatrix I besitzt
beispielsweise 1 als einzigen Eigenwert. Dieser ist jedoch dreifach entartet,
da für alle Vektoren x aus 3 Ix
= x gilt. Die Eigenwert-Differentialgleichung mit der periodischen Randbedingung y(x) = y(x + 2p)
besitzt die Eigenwerte ln = -n2
und die Eigenfunktionen sin(nx) und cos(nx). Da die Eigenfunktionen linear unabhängig sind, sind
die Eigenwerte je zweifach entartet. Beispielsweise sind die Energieeigenwerte En des Hamilton-Operators für das Elektron
im Wasserstoffatom (ohne Berücksichtigung des Spins) n2-fach entartet, was
bedeutet, dass es zur Energie En n2
linear unabhängige Eigenzustände gibt. Das Valenzelektron im Natriumatom sieht
im Unterschied zum Elektron im Wasserstoffatom kein 1/r-Potential,
was dazu führt, dass ein Teil der Entartung aufgehoben ist: Die
Energieeigenwerte EnL sind nur noch
(2L + 1)-fach entartet.
2) Wellenlehre: Besitzt die Schwingungsgleichung eines Systems mit Randbedingungen (Membran, Konzertsaal usw.) zur selben Eigenfrequenz mehrere linear unabhängige Lösungen, so nennt man diese (und auch die zugehörige Frequenz, sowie die daraus resultierende Schwingung) entartet. In einem Raum hallen die entarteten Frequenzen stärker wider als die nichtentarteten, so dass z.B. bei der Konstruktion von Konzertsälen darauf geachtet werden muss, entartete Frequenzen im hörbaren Bereich möglichst weitgehend zu vermeiden. Auch bei Lautsprechern und Mikrophonen spielen entartete Schwingungen eine Rolle (Membranschwingungen).
3) Statistische Physik: Ein Fermi-Gas wird als entartet
bezeichnet, wenn die Temperatur T klein ist gegen
die Fermi-Temperatur TF. Bei hohen Temperaturen T TF geht die
Fermi-Dirac-Verteilung in eine Maxwell-Boltzmann-Verteilung (Boltzmannscher
Grenzfall) über, die die Besetzung der Energiezustände eines klassischen Gases
angibt. Bei T
TF weichen mit abnehmender Temperatur die
Eigenschaften des Gases mehr und mehr von denen des idealen Gases ab, und es
tritt eine Gasentartung ein. Die Fermi-Dirac-Verteilung hat in diesem Fall
einen ähnlichen Verlauf wie für T = 0, bei dem alle
Zustände bis zur der Fermi-Energie EF mit Fermionen besetzt
und alle Zustande oberhalb EF leer sind (Fermischer
Grenzfall). Demnach besitzen die Teilchen auch am absoluten Nullpunkt eine
mittlere Energie. In diesem Zusammenhang wird TF auch als
Entartungstemperatur bezeichnet. (Gasentartung) [GB1, JS1, TV]
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