Quantenmechanik, analytische S-Matrix-Theorie, stellt einen Versuch dar, die S-Matrix nicht störungstheoretisch über eine Quantenfeldtheorie, sondern direkt, unter Annahme allgemeiner Prinzipien, zu konstruieren. Diese Vorgehensweise bietet sich vor allem bei der starken Wechselwirkung an und diente in den 60er Jahren dazu, Ordnung in die Vielzahl der experimentell gemessenen hadronischen Resonanzzustände, ihre Massen-Drehimpuls-Relationen sowie das Hochenergieverhalten hadronischer Streuamplituden zu bringen. Die allgemeinen Prinzipien sind relativistische Invarianz, Unitärität der S-Matrix, Kausalität und andere gruppentheoretische Invarianzen, die aus den inneren Symmetrien der Elementarteilchen folgen. Diese Voraussetzungen schränken die Möglichkeit zur Konstruktion der S-Matrix stark ein.
Die Unitarität der S-Matrix bildet zusammen mit der Mandelstam-Hypothese,
welche besagt, dass die Amplituden der drei voneinander unabhängigen
Streuprozesse
(s-Kanal-Prozess),
(t-Kanal-Prozess) und
(u-Kanal-Prozess) Randwerte einer analytischen
Funktion sind (Crossing-Symmetrie), die Grundlage der Dispersionsrelationen,
mit deren Hilfe die Pole bzw. Schnitte der Streuamplitude eindeutig mit den
gebundenen bzw. Streuzuständen des betrachteten Systems in Verbindung gesetzt
werden können. Weitere Ergebnisse der S-Matrix-Theorie sind die
Bootstrap-Hypothese sowie die Regge-Pol-Theorie, die die Pole der
Partialwellenamplituden wenn man die Partialwellenzerlegung als Integral über
die komplexe Drehimpulsebene schreibt (Streutheorie) mit gebundenen Zuständen
bzw. Resonanzen identifiziert. Dabei zeigt sich zum einen, dass das
hochenergetische Streuverhalten im s-Kanal durch
die energetisch niedrigsten Pole im t-Kanal
bestimmt ist und umgekehrt, und zum anderen, dass der Streuquerschnitt für
nicht gegen Null, sondern gegen eine Konstante
geht, es also einen Pol für
gibt, der Strangeness und Isopin Null hat und
als Pomeron bezeichnet wird. Als Folge davon ist der totale Streuquerschnitt
für Teilchen und Antiteilchen gleich (Pomerantschuk-Theorem).
Einen weiteren Meilenstein dieser Entwicklungen stellt die
1968 postulierte Veneziano-Amplitude dar, die die empirisch motivierte
Dualitätshypothese realisiert. Diese besagt, dass sich die vollständigen
Streuamplituden auf zwei duale Weisen berechnen lassen: entweder durch
Summation über alle -Kanal- oder
alternativ alle
-Kanal-Feynman-Diagramme
(Mandelstam-Variablen). Die Veneziano-Amplitude kann als Streuamplitude einer
Theorie eindimensionaler Objekte, sogenannter Strings, hergeleitet werden und
bildet damit den Beginn der Stringtheorie. Die hadronischen Zustände sind die harmonischen
Anregungen des Strings, und ihre Massen ergeben sich als ganzzahlige Vielfache
einer charakteristischen Energieskala, die durch die Stringspannung
gesetzt wird. Alle Zustände liegen auf
parallelen Regge-Trajektorien mit Drehimpuls
und Steigung
. Die Grösse
ist die für die Stringtheorie
charakteristische Längenskala.
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