Frequenz 1) Gustav (Ludwig), deutscher Physiker, *22.7.1887 in Hamburg, 30.10.1975 in Berlin; Hertz war der Sohn eines bekannten Hamburger Rechtsanwalts und ein Neffe von Heinrich H. Nach dem Abitur am Johanneum in Hamburg (1906) Studium der Mathematik und Physik in Göttingen, München und Berlin, dort 1911 Promotion bei H. Rubens. Danach am Berliner Physikalischen Institut Assistent und Privatdozent (Habilitation 1917), wobei eine enge Zusammenarbeit und lebenslange Freundschaft mit James Franck begann, die zu den berühmten Elektronenstossexperimenten (Franck-Hertz-Versuch 1912/13) führte. Zunächst nur zur Prüfung der Townsendschen Theorie der Stossionisation gedacht, wurde der Franck-Hertz-Versuch eines der Schlüsselexperimente für die Bestätigung des Bohrschen Atommodells. Dafür erhielten Franck und Hertz 1926 den Nobelpreis für Physik. 1920 wechselte Hertz zum Forschungslabor der Philips AG in Eindhoven und ab 1926 setzte er seine akademische Tätigkeit als Professor zunächst in Halle und von 1927 bis 1935 an der TH Berlin fort. Die nationalsozialistischen Rassengesetze veranlassten ihn, 1935 seine Professur niederzulegen und wieder in die Industrie zu gehen - als Leiter eines für ihn eingerichteten Forschungslaboratoriums der Siemens AG in Berlin. Seine Forschungen in der Zwischenkriegszeit umfassen Untersuchungen zur Gasentladungsphysik, zum Ultraschall, zur Feldemission (Elektronenmikroskopie) und vor allem die Entwicklung von Verfahren zur Trennung von Gasisotope durch Diffusion (Diaphragmaverfahren). Letztere wurden dann in den amerikanischen und sowjetischen Atombombenprogrammen für die Anreicherung des Uran-Isotops 235 genutzt. Als ein von der Sowjetunion 1945 verpflichteter Spezialist beteiligte sich Hertz in einem Speziallabor im Kaukasus an der grosstechnischen Umsetzung seines Gas-Diffusionsverfahrens für das sowjetische Atombombenprojekt. 1954 kehrte Hertz nach Deutschland, nach Leipzig in der DDR zurück, wo er bis zu seiner Emeritierung (1961) wirkte. Von 1955 bis zu seinem Tode war er Vorsitzender der Physikalischen Gesellschaft in der DDR; auch bekleidete er verantwortliche Positionen an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, am Forschungszentrum in Dubna sowie im Forschungsrat und im »Rat für die friedliche Anwendung der Atomenergie« in der DDR.
2) Heinrich Rudolph, deutscher Physiker, Onkel von 1), *22.2.1857 Hamburg, 1.1.1894 Bonn; Schüler von H.L.F. von Helmholtz, ab 1885 Professor in Karlsruhe, ab 1889 in Bonn; bedeutende Arbeiten zur Elektrodynamik, für die er die experimentellen und theoretischen Grundlagen erarbeitete; erzeugte 1886 als erster an der TH Karlsruhe mit einem Funkensender (bestehend aus Funkeninduktor und Dipol mit Funkenstrecke; (Hertzscher Oszillator) elektromagnetische Wellen (Hertzsche Wellen), wies die an einem Zinkblech reflektierten stehenden Wellen (Schwingungsbäuche und -knoten) mit einem kreisförmigen Dipol nach und zeigte bei späteren Versuchen mit gebündelten Wellen im Dezimeterbereich, dass diese Wellen prinzipiell alle Eigenschaften des Lichtes (wie Reflexion, Brechung, Polarisation) besitzen, womit er als erster experimentell die von M. Faraday und J.C. Maxwell vermutete Wesensgleichheit von elektromagnetischen und Lichtschwingungen nachwies; gab damit das entscheidende experimentelle Fundament der Maxwellschen Lichttheorie und ebnete den Weg für die Nutzung der elektromagnetischen Wellen für Zwecke der drahtlosen Nachrichtenübertragung (erstmals gegen Ende des 19. Jahrhunderts von G. Marconi und A.S. Popow durchgeführt); wies den Einfluss von ultraviolettem Licht auf die elektrische Entladung nach und ist der eigentliche Entdecker des lichtelektrischen Effekts (1887), der von seinem Schüler W.L.F. Hallwachs genauer untersucht wurde; bemerkte 1891 die Durchlässigkeit dünner Metallschichten für Kathodenstrahlen, die von P.E.A. Lenard eingehender studiert wurden; ferner wichtige Arbeiten zur Elastizitätstheorie (Hertzsche Theorie) - insbesondere Untersuchungen über die Härte und Berührungsflächen fester elastischer Körper - sowie über die Grundlagen der Mechanik. Nach ihm ist auch die Einheit der Frequenz (Hertz) benannt.
Hertz, Gustav (Ludwig)
Hertz, Heinrich Rudolph
[nach H.R. Hertz], Einheitenzeichen Hz, abgeleitete SI-Einheit der Frequenz. Das Hertz kann als ein besonderer Name für die reziproke Sekunde (s-1) bei der Anwendung auf periodische Vorgänge aufgefasst werden.
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