Elektrodynamik
und Elektrotechnik, elektromagnetische Felder, die sich im Raum ausbreiten. Die
Existenz dieser Wellen folgt direkt aus den Maxwell-Gleichungen, ebenso ihre
Ausbreitungsgeschwindigkeit im Vakuum, . Sie wurden 1886 von H. Hertz erstmals mit Hilfe von
elektrischen Schwingkreisen erzeugt (Hertzsche Versuche). Insbesondere zeigte
Hertz, dass die elektromagnetischen Wellen dieselben Eigenschaften wie
Lichtwellen besitzen. Dadurch wurde eine der grössten physikalischen
Erkenntnisse des 19.Jh., die Verschmelzung von Optik und Elektromagnetismus,
experimentell bestätigt. Elektromagnetische Wellen werden ganz allgemein durch
beschleunigte Ladungen erzeugt, z.B. durch oszillierende Dipole (Hertzscher
Dipol) oder sich kreisförmig bewegende geladene Elementarteilchen in
Speicherringen (Synchrotronstrahlung). Elektromagnetische Wellen kommen in der
Natur mit den verschiedensten Frequenzen bzw. Wellenlängen vor: Radiowellen
haben bis 108
Hz, Lichtwellen 1014-1015 Hz, und die härteste
Gammastrahlung, die sich in der Sekundärstrahlung der kosmischen Strahlung
findet, kann 1025
Hz und mehr aufweisen (elektromagnetisches Spektrum). Bei diesen Frequenzen
bzw. Energien dominiert allerdings der Teilchencharakter der
elektromagnetischen Strahlung (Photonen).
Mathematisch
werden elektromagnetische Wellen durch die Telegraphengleichungen beschrieben
(Wellengleichung):
(E, H:
elektrische bzw. magnetische Feldstärke; s: elektrische
Leitfähigkeit, er,
mr: Dielektrizitäts- bzw.
Permeabilitätszahl des Mediums; e0, m0: Dielektrizitätskonstante bzw. Permeabilität
des Vakuums). Im Vakuum gilt er = mr = 1. In diesem Fall ergeben sich die Wellengleichungen
und
.
Jede Lösung dieser Differentialgleichungen stellt eine
elektromagnetische Welle dar, die oberen ergeben dabei gedämpfte, die unteren
ungedämpfte Wellen. Der einfachste Lösungstyp sind ebene Wellen, die das Feld
in hinreichend grossem Abstand von beliebigen Erregungszentren approximieren
(Fernfeld). Ebene Wellen im Vakuum sind reine Transversalwellen, E und H stehen aufeinander
und auf der Ausbreitungsrichtung senkrecht. Für die Beträge gilt bzw. E / B = 1 / c0.
heisst der
Wellenwiderstand des Vakuums. In einem idealen Isolator (s = 0) ist die
Ausbreitungsgeschwindigkeit v der weiterhin transversalen Wellen geringer
als im Vakuum, nämlich
.
ist demnach die
Brechzahl des Mediums (Maxwell-Relation). Der Wellenwiderstand ist in diesem
Fall
. Eine endliche Leitfähigkeit kann für niedrige Frequenzen w
durch den Übergang
berücksichtigt werden,
allgemein muss auch e* = er(w) frequenzabhängig
angesetzt werden, um die Dispersion des Materials mitzuberücksichtigen
(komplexe Dielektrizitätskonstante e*(w)).
Die magnetische Dispersion durch mr kann dagegen meist vernachlässigt werden. Wenn
s
bzw. Im e* ¹ 0, also bei gedämpften Wellen, fallen die Flächen konstanter
Phase und Amplitude nicht notwendigerweise zusammen. Beispielsweise bildet sich
bei schrägem Einfall in einem absorbierenden Medium eine gedämpfte gebrochene
Welle, für die dann auch die Richtungsbeziehungen der Felder komplizierter als
bei Transversalwellen sind.
Der mit einer elektromagnetischen Welle verbundene
Energietransport wird durch den Poynting-Vektor S
= E × H beschrieben
(Energie-Impuls-Tensor). Bei einer ebenen Welle ist S
parallel zur Ausbreitungsrichtung, im Fernfeld einer Strahlungsquelle radial
nach aussen gerichtet. Die Intensität I einer
elektromagnetischen Welle ist der mittlere Betrag von S:
(bei einer
sinusförmigen Schwingung mit Amplituden E0 und H0),
der Strahlungsdruck ist PS = I
/ c0.
elektromagnetische Wellen: Elektrisches und Magnetfeld einer ebenen elektromagnetischen Welle.
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