die inelastische Streuung von Licht an akustischen Phononen (die Streuung an optischen Phononen heisst Raman-Streuung; akustischer Zweig, optischer Zweig).
Bei Streuung von Photonen aus dem Bereich des sichtbaren Lichts an Kristallen unter Emission oder Absorption von Phononen treten sehr kleine Frequenzverschiebungen auf. Diese relativen Frequenzverschiebungen in der Grössenordnung von 10 - 5 können jedoch mit optischen Instrumenten von hohem Auflösungsvermögen, z.B. mit einem Fabry-Perot-Interferometer, gemessen werden. Erst intensives monochromatisches Laserlicht (Laser) hat die Verwendung dieses Effekts zur optischen Messung des Phononenspektrums ermöglicht. So können die Ein-Phononen-Beiträge (Ein-Phononen-Übergänge) zur Lichtstreuung isoliert und die Dispersionsrelation der am Prozess teilnehmenden Phononen bestimmt werden (Dispersionsrelation). Da jedoch die Wellenvektoren der Photonen mit etwa 105 cm-1 klein im Vergleich zu den Abmessungen der Brillouin-Zone sind, erhält man nur Informationen über Phononen in der unmittelbaren Umgebung von k = 0.
Für die Wellenvektoren qi der einfallenden und qf
der gestreuten Photonen gilt der Impulserhaltungssatz (n: Brechzahl des Kristalls, k: Wellenvektor des beteiligten Phonons), für die
Energien entsprechend der Energieerhaltungssatz:
(wi, wf : Kreisfrequenz der einfallenden bzw. der
gestreuten Photonen, ws: Kreisfrequenz, ws(k):
Dispersionsrelation des Phonons). Das Pluszeichen bezieht sich dabei auf
Prozesse, in welchen ein Phonon absorbiert wird (die sog. Antistokes-Komponente
der gestreuten Strahlung), das Minuszeichen auf Prozesse, in welchen ein Phonon
emittiert wird (Stokes-Komponente, Stokes-Antistokes-Linien). Da sich die
Photonenenergie praktisch kaum ändert (wi » wf » w), erhält man zwischen
dem Betrag k des Wellenvektors des Phonons, der Frequenz des Lichts und
dessen Streuwinkel q die Beziehung
Bei der Brillouin-Streuung befindet sich das beteiligte
akustische Phonon nahe dem Ursprung des k-Raums. Daher gilt für die
Dispersionsrelation . Damit kann
man die Schallgeschwindigkeit
aus dem Streuwinkel q und der Frequenzverschiebung
Dw
des gestreuten Lichtstrahls und als Funktion der Kristallorientierung
bestimmen:
Im Frequenzspektrum des gestreuten Lichts erhält man i.a. drei gegenüber wi nach höheren und drei nach niedrigeren Frequenzen verschobene Linien, entsprechend einem longitudinalen und zwei transversalen akustischen Zweigen der Dispersionsrelation (Abb.). In den Brillouin-Spektren tritt darüber hinaus immer auch eine unverschobene Linie auf. Deren Hauptursache ist eine Streuung an Verunreinigungen bzw. an Kristallfehlern (Rayleigh-Streuung, Tyndall-Streuung). [HW1]
Brillouin-Streuung: Brillouin-Streuung von Laserlicht an einem Quarzkristall. L und T bezeichnen den longitudinalen bzw. transversalen akustischen Zweig der Phononen, R ist die Rayleigh-Streuung auf Grund von Gitterfehlern. (nach Schoen und Cummins, 1971)
Das freie Technik-Lexikon. Fundierte Informationen zu allen Fachgebieten der Ingenieurwissenschaften, für Wissenschaftler, Studenten, Praktiker & alle Interessierten. Professionell dargeboten und kostenlos zugängig.
TechniklexikonModernes Studium der Physik sollte allen zugängig gemacht werden.