HFS, die über die Feinstruktur hinausgehende zusätzliche Aufspaltung der Spektrallinien von Atomen oder Molekülen. Die Hyperfeinstrukturaufspaltungen sind etwa um den Faktor 10-3 kleiner als die Feinstrukturaufspaltungen und liegen damit im Energiebereich 10-5 eV. Die Hyperfeinstruktur wird durch zwei verschiedene Erscheinungen bewirkt:
1) durch die Wechselwirkung der Elektronen mit Kernmomenten. Unter Kernmomenten sind dabei die magnetischen (Dipol-)Momente der Atomkerne und die weniger wichtigen elektrischen Quadrupolmomente zusammengefasst. Die Quadrupolmomente resultieren aus einer Abweichung der Kernform von der Kugelgestalt;
2) durch Isotopieverschiebungen in Atomspektren. Hierbei handelt es sich nur um eine Aufspaltung der Linien bei einem Isotopengemisch, nicht um einen das einzelne Atom betreffenden Effekt.
Am besten geeignet für Untersuchungen der Hyperfeinstruktur ist das Fabry-Pérot-Interferometer. Mit Hilfe der Atomstrahlresonanzmethode können die Hyperfeinstrukturaufspaltungen direkt ausgemessen werden.
Die Hyperfeinstruktur (ohne Isotopieverschiebung) tritt bei
den Spektrallinien aller Atome auf, deren Kern eine ungerade Massezahl
aufweist, und ausserdem bei 2D
und 14N, das
sind alle Kerne mit von null verschiedenem Kernspin. Hauptursache der
Hyperfeinstruktur ist die Wechselwirkung der Hüllenelektronen mit dem
magnetischen Dipolmoment des Atomkerns. Da diese Kernmomente etwa um den Faktor
10-3 kleiner als die Hüllenmomente sind, ist auch
die gesamte Hyperfeinstrukturaufspaltung um diesen Faktor kleiner als die
Feinstruktur. Die Richtung des Kernmoments ist durch den Kernspin I, die Grösse und Richtung des von den Elektronen am
Kernort erzeugten Magnetfelds H durch den
Gesamtdrehimpuls J der Hülle bestimmt. Bei der
Kopplung von I und J
zum gesamten Atomdrehimpuls F - entsprechend dem
Vektormodell und völlig analog zur Kopplung von L
und S bei der Russell-Saunders-Kopplung zur
Deutung der Feinstruktur - hat die magnetische Wechselwirkungsenergie nach der
Gleichung verschiedene Werte für die unterschiedlichen
Einstellungen von Kern- und Hüllenspin zueinander. Es bedeuten mI das Kernmoment, mK das Kernmagneton, g den gyromagnetischen Faktor des Kerns, I die Quantenzahl des Kernspins. Alle Terme eines
Hyperfeinstruktur-Multipletts haben gleiche Quantenzahlen I
und J, aber verschiedene Quantenzahlen F des gesamten Atomdrehimpulses, die alle ganz- oder
halbzahligen Werte zwischen
und (J + I) durchlaufen. Die beobachteten Komponenten entsprechen
der Auswahlregel DF = 0 oder ±1; 0 -
0 verboten. Die Analyse der gemessenen Hyperfeinstrukturaufspaltungen liefert
die Quantenzahl des Kernspins I, ausserdem die
magnetischen Momente bzw. den gyromagnetischen Faktor der Kerne, wenn das
Magnetfeld der Elektronenhülle am Ort des Kerns bekannt ist. Es wird mit Hilfe
spektraler Daten berechnet.
Bei nichtkugelförmigen Kernen tritt eine weitere, zum
elektrischen Quadrupolmoment Q der Kerne und zu proportionale Aufspaltung auf, aus deren Grösse
Q bestimmt werden kann. Dazu sind allerdings
Informationen über die Inhomogenität des elektrischen Feldes am Kernort
erforderlich, die nur mit geringer Genauigkeit durch theoretische Berechnungen
erhalten werden können.
In einem äusseren Magnetfeld präzessiert der Gesamtdrehimpuls F um die Feldrichtung in 2F + 1 verschiedenen Einstellungen, solange die magnetische Zusatzenergie klein ist gegenüber der feldfreien Hyperfeinstrukturaufspaltung. Wegen ihrer Kleinheit tritt aber schon bei relativ schwachen Feldern Entkopplung von J und I auf. Es ergibt sich ein partieller Paschen-Back-Effekt (auch Back-Goudsmit-Effekt genannt): Die Komponenten des anomalen Zeeman-Effekts der Feinstruktur (mI) zeigen eine Aufspaltung in 2I + 1 äquidistante Komponenten in der Grössenordnung der feldfreien Hyperfeinstruktur.
Die Messungen des Zeeman-Effekts der Hyperfeinstruktur erlauben eine Bestimmung von I; eine zusätzliche Information über das magnetische Kernmoment erbringen sie nicht.
Hyperfeinstruktur: Hyperfeinaufspaltung eines Zustands mit J = 3 / 2 und I = 3 / 2. Rechts sind die Zahlenwerte der Quantenzahl F sowie der Grad 2F + 1 der Entartung nach mF angegeben.
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