Methode zur Überführung chaotischen Verhaltens
(Chaos) eines Systems in eine stabile, periodische Bewegung durch kleine
Änderungen der Systemparameter. Die bekannteste Methode, das OGY-Verfahren, ist
nach E. Ott, C. Grebogi und J.A. Yorke benannt. Dort wird die Existenz einer
stabilen Mannigfaltigkeit W S und eines instabilen periodischen Orbits W i ausgenützt, indem eine
chaotische Trajektorie durch kleine Parameteränderungen auf diese
Mannigfaltigkeit gelenkt wird, so dass sie von dem entsprechenden instabilen
periodischen Orbit angezogen wird. Diese Vorgehensweise ist in der Figur für
die Stabilisierung eines Fixpunktes z*(m)
bei einem Systemparameter m Î einer 2-dimensionalen iterierten Abbildung
mit
dargestellt. Als explizite Formel für die
durchzuführende Parameter-Änderung ergibt sich hier
.
Dabei ist ei Î 2 ein Vektor, der im
Punkt z*(m) auf der stabilen Mannigfaltigkeit W S(m) senkrecht steht, li der instabile, d.h.
grössere Eigenwert der Matrix
und ¶m die partielle
Ableitung nach der Variablen m. Es werden also die Lage des anvisierten
periodischen Orbits und die linearisierten Bewegungsgleichungen in seiner Nähe
benötigt. Letztere können z.B. mittels einer Attraktor-Rekonstruktion aus einer
experimentellen Zeitreihe gewonnen werden. Da die Formel für die
Parameter-Änderung dm auf einer Linearisierung beruht, fällt der Punkt
z t+1(m
+ dm)
i.a. nicht exakt auf die stabile Mannigfaltigkeit Ws(m), so dass in jeder
weiteren Iteration t kleine Parameter-Änderungen
notwendig werden. Aus demselben Grund wird die
Kontrollprozedur nur eingeschaltet, wenn eine chaotische Trajektorie z*(m) einen gewissen Mindestabstand von der
stabilen Mannigfaltigkeit einnimmt. Letzteres tritt wegen des ergodischen
Verhaltens (Ergodentheorie) auf einem Attraktor oder in einer ergodischen
Komponente des Systems immer wieder ein. Der Orbit des Systems bei
eingeschalteter Kontrolle ist ein Beispiel für eine chaotische Transiente. Die
Verallgemeinerung der beschriebenen Prozedur auf höher-dimensionale oder
zeitkontiniuerliche Systeme basiert auf bekannten Methoden der Kontrolltheorie.
Eine alternative Methode zur Stabilisierung instabiler
periodischer Orbits in chaotischen Systemen benutzt eine zeitverzögerte
Rückkopplung des Systemzustandes auf die Systemparameter. In einem zeitlich
kontinuierlichen System, z.B. , wird die
rechte Seite dabei durch
mit einer Verzögerungszeit t
ersetzt, wobei
gelten muss.
In beiden Fällen können, da instabile periodische Orbits auf einem chaotischen Attraktor (für dissipative Systeme) oder in einem chaotischen See (fast-integrable Systeme) typischerweise dicht liegen, die vielfältigsten periodischen Bewegungen stabilisiert werden. [GR2]
Chaoskontrolle: Erläuterung im Text.
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