Max, deutsch-britischer Physiker, *11. 12. 1882 Breslau, 5. 1. 1970 Göttingen; bekannt vor allem durch seine Arbeiten zur Quantenmechanik, Nobelpreis 1954, Begründer zweier Schulen der theoretischen Physik in Göttingen und Edinburgh.
Nach Studium der Mathematik hauptsächlich in Göttingen (Kontakt mit D. Hilbert) wurde Born bei C. Runge als angewandter Mathematiker promoviert. Der Physik wandte er sich ab 1907 in Cambridge bei J. J. Thomson und danach in Breslau bei O. Lummer und E. Pringsheim zu. Auf Einladung von H. Minkowski wieder nach Göttingen zurückgekehrt, habilitierte er sich 1909 bei W. Voigt mit einer Arbeit über Relativität. Mit T. v. Kármán entwickelte er 1912 eine Theorie der spezifischen Wärme (zur gleichen Zeit wie P. Debye) und seine Dynamik der Kristallgitter (1915). Dessen thermochemische Anwendung führte zum Born-Haber-Kreisprozess. 1914 von M. Planck nach Berlin berufen, arbeitete er neben dem Militärdienst mit A. Landé daran, aus Bohrschen Atommodellen Kristalle aufzubauen, die jedoch nicht die richtigen Eigenschaften ergaben. Da nur dreidimensional ausgedehnte Modelle Aussicht auf Erfolg boten, begann er ab 1919, als er als Ordinarius nach Frankfurt wechselte (dort Arbeiten mit O. Stern und W. Gerlach), ein Forschungsprogramm für eine "neue Atommechanik" zu entwickeln. Verwirklicht wurde dies in Göttingen, wo er die Berufung seines Freundes J. Franck durchsetzen und ab 1921 ein Weltzentrum der Physik aufbauen konnte (Pauli, Heisenberg, Oppenheimer, Fock, Weisskopf, Wigner, Teller u.a.). W. Heisenberg, den Born 1924 habilitierte, gelang ein Jahr später ein entscheidender Schritt in diesem Programm zu einer neuen Atommechanik, durch den Born die Matrizengleichung PQ - QP = (h/2p) i aufstellten konnte. Mit P. Jordan begründeten beide 1925 die Matrizenmechanik. Borns vielfältige Beiträge zur sich nun stürmisch entwickelnden Theorie richteten sich zuerst auf die Statistik. Seine Wahrscheinlichkeitsinterpretation von 1926 (Grundlage der sog. Kopenhagener Interpretation) wurde 28 Jahre später mit einem Nobelpreis gewürdigt. Born forschte über quantenmechanische Molekültheorie, chemische Bindung und Festkörpertheorie. Nach ihm benannt ist u.a. die Bornsche Näherung (ein iteratives Näherungsverfahren in der Quantenmechanik zur Beschreibung von atomaren Stoss- und Streuvorgängen). Es entstanden einflussreiche Standardwerke wie Optik und Atomic Physics, die in Deutschland allerdings kein Publikum mehr finden sollten.
1933 musste Born, jüdischer Abstammung, emigrieren und als Lecturer in Cambridge und Bangalore und dann ab 1936 als Professor in Edinburgh von vorne beginnen, einen Schüler- und Mitarbeiterkreis aufzubauen. Er entwickelte mit L. Infeld eine nichtlineare Elektrodynamik, deren Quantisierung jedoch scheiterte, und versuchte die Quantenmechanik durch neue Prinzipien (Reziprozität, Anwendung auf Felder) zu erweitern. Einflussreich wurden die Forschungen seiner Edinburgher Schule zur modernen Festkörperphysik und zur kinetischen Theorie der Flüssigkeiten.
Born versuchte, zugleich Forscher, Manager und Generalist zu sein und sich auch mit den philosophischen und ethischen Konsequenzen der modernen Physik zu befassen. Mangelnde Vermittlung von Verantwortungsbewusstsein sah er als Grund dafür, dass viele seiner Schüler an der Atombombe gearbeitet hatten. 1954 entschloss er sich, nach der Emeritierung (aus finanziellen Gründen) nach Deutschland zurückzukehren, wo er sein durch den Nobelpreis gestärktes Gewicht auch politisch für die soziale Verantwortung der Wissenschaftler einsetzte und als Mitinitiator der "Göttinger Erklärung" 1957 gegen die atomare Bewaffnung der Bundesrepublik auftrat.
Literatur: Ausgewählte Abhandlungen (1963), Mein Leben (1975), Von der Verantwortung des Naturwissenschaftlers (1965), Briefwechsel mit A. Einstein (1969). [AS]
Born, Max
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