Quantenmechanik, aus
Qubits und Quantengattern aufgebautes System, das für die Durchführung von Rechenalgorithmen
die Gesetze der Quantenmechanik ausnutzt. Ein Quantencomputer speichert binäre
Daten in Qubits ab, den Einheiten der Quanteninformation (Quanteninformatik).
Dabei handelt es sich um quantenmechanische Zwei-Niveau-Systeme wie z. B.
einzelne Kernspins mit den Spinorientierungen »up« und »down«, die analog den
klassischen Bits die Werte »0« und »1« repräsentieren. Allerdings können die
Quantenzustände der Qubits, verallgemeinernd notiert als und
, nach den Regeln der Quantenmechanik manipuliert
werden. Insbesondere sind Superpositionen, z. B.
, und Verschränkungen mehrerer Qubits erlaubt.
Daraus ergeben sich weitreichende Konsequenzen: Wird ein Quantenregister aus n Qubits in einem Superpositionszustand präpariert, so
sind alle Zahlen von 0 bis
gewissermassen gleichzeitig im Register
gespeichert. Statt eine Rechenoperation sukzessive für alle Werte
durchzuführen, könnte ein Quantencomputer eine Vielzahl möglicher
Rechenschritte parallel ausführen (Quantenparallelität). Darauf beruht seine Schnelligkeit.
Zwar ergibt das Auslesen eines Quantenregisters immer nur einen einzigen Wert,
da der Messprozess einen Superpositions- oder Verschränkungszustand auf einen
Eigenzustand des Messapparats projiziert. Doch die Interferenz
quantenmechanischer Zustände lässt sich ausnutzen, um am Ende eines
Rechenvorgangs das gesuchte Ergebnis zu verstärken, so dass eine Messung mit
grosser Wahrscheinlichkeit das gewünschte Resultat liefert.
Für einige spezielle Aufgaben, wie z. B. die
Primfaktorenzerlegung, gelang es nachzuweisen, dass ein Quantencomputer
exponentiell weniger Rechenschritte benötigen würde als ein klassischer
Computer. Noch unklar ist jedoch, ob die bisher gefundenen Algorithmen
Einzelfälle sind oder ob sie zu einer Klasse von Aufgaben eines bestimmten Typs
gehören. In Demonstrationsexperimenten wurden erste Quantengatter mit einzelnen
Ionen und rudimentäre Suchalgorithmen mit Kernspins als Qubits verwirklicht.
Das grösste Hindernis auf dem Weg zu grösseren Systemen mit mehreren Qubits ist
die Dekohärenz (Kohärenz), das Zerfallen der fragilen quantenmechanischen
Zustände durch die unvermeidbare Kopplung an die Umgebung. In der
Quanteninformatik sind daher verschiedene Ansätze zur Quanten-Fehlerkorrektur
entwickelt worden. Demnach könnte ein Quantencomputer mit einer Rate von bis zu
Fehlern pro Qubit und
Taktzyklus noch funktionieren, wenn man geeignete Korrektur-Algorithmen
implementierte. Quantencomputer werden zwar nicht die herkömmlichen Computer
ersetzen, aber Systeme mit einigen Qubits könnten in den nächsten Jahrzehnten
für spezielle Anwendungen zur Verfügung stehen. Die Grundlagenforschung hat
schon jetzt von dem jungen Gebiet des quantum computing profitiert.
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