Kernphysik, System von
kollektiven Rotationszuständen eines deformierten Kerns zu gleicher innerer
Konfiguration der Nukleonen und damit gleicher K-Quantenzahl. Übergänge
innerhalb einer Rotationsbande werden durch Wechselwirkung des
elektromagnetischen Strahlungsfeldes mit dem Quadrupolmoment des Kerns bewirkt
und sind von wesentlich höheren Übergangswahrscheinlichkeiten als Einteilchenübergänge
geprägt. Elektromagnetische An- oder Abregung eines Kerns erfolgt bevorzugt
entlang einer Rotationsbande, Übergänge zu Banden mit anderer K-Quantenzahl und
folglich geänderter innerer Struktur mit der Einteilchenstärke. Die tiefstliegende
Bande wird als Yrast-Bande bezeichnet. Mit zunehmendem Drehimpuls und
wachsenden Zentrifugalkräften verändert sich die Gleichgewichtsdeformation des
Kerns, so dass sich längs der Yrast-Linie gestreckte (zigarrenförmige, prolate),
dreiachsige und abgeplattete (diskusförmige, oblate) Deformationen ergeben.
Dies ändert das Trägheitsmoment Q (Rückbiegeeffekt). Die tatsächliche
Form, die der Kern mit wachsender Winkelgeschwindigkeit abweichend zu der im
hydrodynamischen Modell (Tröpfchenmodell) berechneten Form annimmt, wird
durch die jeweilige Schalenstruktur bestimmt. Bei Erreichen eines kritischen
Drehimpulses Ikrit wird der Kern instabil gegen Spaltung. Als
Funktion der Massenzahl A erreicht Ikrit
ein Maximum um bei A um 120 (siehe Abb.). Mit grösserem A
nehmen die abstossenden Coulomb-Kräfte zu und für A » 300 ist der Kern selbst bei verschwindender
Rotation instabil.
Rotationsbande: Kerne unter Rotation: a) Im Tröpfchenmodell berechneter maximaler Drehimpuls an der Spaltbarriere eines rotierenden Kerns als Funktion der Massenzahl A. b) Anregungsenergie und Verformung des Kerns unter Rotation mit dem Drehimpuls I.
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