Kernphysik,
drehimpulsbedingte Barriere im effektiven Potential von Atomkernen. Sie führt
zur Behinderung von Zerfalls- und Fusionsprozessen. Das Zentrifugalpotential Vl leitet sich in quantenmechanischer
Behandlung des Drehimpulses l aus der
Zentrifugalkraft zu
ab. Zusammen mit dem durch die starke
Wechselwirkung bestimmten attraktiven Kernpotential VK und dem durch die
elektrischen Ladungen gegebenen abstossenden Coulomb-Potential VC
bildet das ebenfalls abstossende Zentrifugalpotential das effektive
Gesamtpotential Veff = VK + VC + Vl
, welches entsprechend der Schrödinger-Gleichung das dynamische Verhalten des
Systems bestimmt. Bei ausreichend starkem Kernpotential ist Veff
bei kleinen Abständen attraktiv und bildet einen Potentialtopf mit einer
positiven Potentialbarriere in der Nähe des Kernrandes aus.
Beim Alphazerfall ist der a-Cluster durch die
Kernkraft im Kern nicht mehr gebundenen und muss durch die durch das
Zentrifugalpotential und das Coulomb-Potential aufgebaute Potentialbarriere VB
tunneln (Tunneleffekt), um als freies Teilchen emittiert zu werden, so dass die
Drehimpulsbehinderung nur über den quantenmechanischen Tunnelprozess zu
verstehen ist. Die Zentrifugalbarriere ist maximal am Kernrand und kann dort zu
MeV genähert werden. Im Vergleich zur
Coulomb-Barriere VCB ist sie nur für grosse Drehimpulse und bei
leichten Kernen von Bedeutung.
In Fusionsprozessen wirkt das Zentrifugalpotential abstossend. Bei grossen Drehimpulsen und schweren Kernen ist es stärker als die attraktive Wirkung des Kernpotentials, so dass Fusion nur bei Verminderung des Drehimpulses durch Anregung innerer Freiheitsgrade (Reibung) im Verlauf der Kernreaktion möglich wird.
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