FestkörperphysikSupraleitung, Tieftemperaturphysik und -technik , QHE, 1980 von Klitzing entdeckte Quantisierung der Leitfähigkeit bei tiefen Temperaturen, die sich experimentell durch das Auftreten von Plateaus im Hall-Widerstand in zweidimensionalen Elektronensystemen bei niedrigen Temperaturen und angelegtem starken Magnetfeld zeigt (Abb. 1, Nobelpreis 1985). Neben diesem ganzzahligen Quanten-Hall-Effekt wurde 1982 von H.L. Störmer und D.C. Tsui in Proben mit höherer Mobilität der fraktionierte Quanten-Hall-Effekt entdeckt; 1988 lieferte R.B. Laughlin die Theorie dazu (Abb. 1, Nobelpreis 1998). Obwohl die experimentelle Erscheinungsform sehr ähnlich ist, wird dieser Effekt mit Elektron-Elektron-Wechselwirkungen von ganz anderen physikalischen Prozessen dominiert. Der fraktionierte Quanten-Hall-Effekt tritt erst bei ca. 50 mK in Erscheinung.
a) Ganzzahliger QHE: Die Subbänder eines zweidimensionalen
Elektronensystems, wie es z.B. in einem Quantentopf auftritt, erfahren durch
das Magnetfeld eine weitere Quantisierung in der xy-Ebene.
Die Zustandsdichte entartet
zu d-Funktionen (Landau-Niveaus) im
Abstand von
(siehe
Abb. 2 und 4). Immer dann, wenn die Fermi-Energie
genau gleich
wird, ist ein Landau-Niveau gerade vollständig
gefüllt. Falls
,
werden die Elektronen in diesen vollbesetzten Niveaus nicht gestreut. Aus dem
Entartungsgrad
(A: Fläche des zweidimensionalen Systems) des
Landau-Niveaus erhält man die Elektronendichte
,
ganzzahlig, und hieraus über
den Hall-Querwiderstand
hall-effekt.gif" alt="Quanten-Hall-Effekt"> (Hall-Effekt). Experimentell
erwartet man demnach, dass beim Erhöhen der Magnetfeldstärke der Längswiderstand
endlich bleibt und der
Querwiderstand
linear
ansteigt. Beim Erreichen eines gefüllten Niveaus sollte
verschwinden und der Querwiderstand
genau den Wert
annehmen.
Im Experiment findet man nun überraschenderweise kein lineares
Ansteigen, sondern das Auftreten von Plateaus des Querwiderstandes, die genau
bei liegen. Ausserdem
verschwindet der Längswiderstand in diesem kompletten Plateaubereich (siehe
Abb. 3). Theoretisch ist dieses Phänomen noch nicht vollständig verstanden. Ein
Lösungsansatz geht von dem Vorhandensein sog. lokalisierter Zustände aus, die
sich in der Zustandsdichte um die Landau-Niveaus herum befinden. Die Elektronen
in diesen Zuständen tragen nicht zum Ladungstransport bei, beeinflussen aber
sehr wohl die Lage der Fermi-Energie, die demnach nach Auffüllen eines
Landau-Niveaus nicht sofort zum nächsten springt, sondern erst die
lokalisierten Zustände besetzt, so dass die Eigenschaften des Ladungstransports
noch von dem voll gefüllten Landau-Niveau dominiert werden (siehe Abb. 4).
Bemerkenswert beim Quanten-Hall-Effekt ist, dass über weite
Strecken der Querwiderstand einen material- und geometrieunabhängigen und
äusserst konstanten Wert annimmt. Damit ist erstmals eine Möglichkeit gegeben,
das Ohm über ein Normal zu definieren. Umgekehrt hängt die
Quanten-Hall-Konstante auch
eng mit der Feinstrukturkonstante
zusammen, wodurch diese fundamentale Konstante
sehr präzise gemessen werden kann.
b) Fraktionierter QHE: An Supergittern aus GaAs und Al1 - xGaxAl
konnten bei sehr tiefen Temperaturen auch Brüche wie 1 / 3, 2 / 3, 4 / 3 usw.
für in
mit sehr hoher Genauigkeit
nachgewiesen werden (1982). Zur Erklärung dieses Phänomens reicht die
Einteilchennäherung nicht mehr aus; gängige theoretische Ansätze gehen von
korrelierten Bewegungen eines Elektronengases stark wechselwirkender
Ladungsträger aus.
hall-effekt.gif" alt="Quanten-Hall-Effekt">
Quanten-Hall-Effekt 1: Überblick über beobachtete fraktionierte und einige ganzzahlige Werte des Quanten-Hall-Effekts (rxy: Querwiderstand, rxx: Längswiderstand der Probe).
hall-effekt.gif" alt="Quanten-Hall-Effekt">
Quanten-Hall-Effekt 2: Auffüllen der Zustandsdichte eines
zweidimensionalen Systems ohne und mit Magnetfeld. Die hoch entarteten
Landauniveaus bis sind
vollständig gefüllt, der Zustand
ist nur teilweise gefüllt.
hall-effekt.gif" alt="Quanten-Hall-Effekt">
Quanten-Hall-Effekt 3: Querwiderstand und Längswiderstand
, gemessen an einer GaAs-AlGaAs-Heterostruktur.
hall-effekt.gif" alt="Quanten-Hall-Effekt">
Quanten-Hall-Effekt 4: Phänomenologische Zustandsdichte eines 2D-Systems unter einem Magnetfeld. Die Fermi-Energie liegt innerhalb der sog. lokalisierten Zustände.
Das freie Technik-Lexikon. Fundierte Informationen zu allen Fachgebieten der Ingenieurwissenschaften, für Wissenschaftler, Studenten, Praktiker & alle Interessierten. Professionell dargeboten und kostenlos zugängig.
TechniklexikonModernes Studium der Physik sollte allen zugängig gemacht werden.