QuantenmechanikTeilchenphysik,
Diracscher Elektronensee, eine 1930 von P. Dirac vorgeschlagene Interpretation
der Zustände negativer Energie, die sich als Lösungen der Dirac-Gleichung
ergeben (Diracsche Löchertheorie, Diracsche Theorie des Elektrons). Obwohl
diese erste Interpretation Diracs nicht der endgültige Standpunkt blieb, sondern
vom feldtheoretischen Ansatz der Quantenelektrodynamik abgelöst wurde, folgten
aus ihr dennoch sehr wichtige Vorhersagen (Existenz des Positrons, dessen
Ladung und Masse sowie die Phänomene der Paarerzeugung aus dem Vakuum und der
Paarvernichtung, z.B. eines Elektron-Positron-Paares), die sein
Erklärungsmodell heute noch als sehr instruktiv erscheinen lassen: Den Lösungen
negativer Energie können in der Diracschen Löchertheorie Teilchen positiver
Energie gleichen Betrages, aber entgegengesetzter Ladung zugeordnet werden. Man
nimmt dazu an, dass alle Zustände negativer Energie normalerweise besetzt seien
und kein Elektron mit positiver Energie vorhanden ist. Da Elektronen der
Fermi-Dirac-Statistik und daher dem Paulischen Ausschlussprinzip genügen, also
jeden Zustand nur einmal besetzen können, ist das prinzipiell möglich, ohne dass
alle Elektronen in den energetisch tiefsten Zustand absinken. Wegen der von
Null verschiedenen Masse m sind dann alle Zustände mit Energien besetzt (Diracscher Elektronensee, kurz Dirac-See).
Durch Zuführung einer Energie
kann solch ein Elektron negativer Energie auf
einen Zustand positiver Energie
angehoben werden; dabei entsteht zugleich ein
Loch in den Zuständen negativer Energie, das sich gegenüber dem Normalzustand
durch das Fehlen einer negativen Ladung, d.h. als positive Ladung, bemerkbar
macht. In einem elektrischen Feld bewegt sich dieses Loch wie ein Elektron mit
positiver Ladung und positiver Energie, d.h. wie ein Positron. Die
Dirac-Gleichung beschreibt daher sowohl Elektronen wie auch deren Antiteilchen,
die Positronen; y(x) wird deshalb auch als Elektron-Positron-Feld
bezeichnet. Die Anhebung eines Elektrons negativer Energie in einen Zustand
positiver Energie entspricht daher der Erzeugung eines Elektron-Positron-Paares.
[BK1]
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