Schwingungen und
Wellen, zusammenfassender Begriff für Schwingungen, die von Stäben aus
elastischem Material ausgeführt werden. Während eine Saite (Saitenschwingungen)
auf Grund ihres geringen Durchmessers erst dann Schwingungen ausführen kann,
wenn sie durch eine äussere Kraft gespannt wird, bildet ein Stab auch ohne
äussere Kräfte ein schwingungsfähiges System. Am wichtigsten sind dabei
Longitudinal-, Transversal- sowie Torsionsschwingungen. Die Frequenz der
Stabschwingungen hängt vom Material und von den Dimensionen sowie der
Befestigungsart des Stabes ab. Für einen Stab der Länge und der in Schwingungsrichtung gemessenen
Dicke
gilt für die Frequenz
der transversalen Grundschwingung
(E: Elastizitätsmodul, r: Dichte des Materials). Die Oberschwingungen sind unharmonisch, und auch das Schwingungsprofil ist nicht sinusförmig. Für einen einseitig eingespannten Stab (schwingende Zungen in der Spieldose, Mund- und Ziehharmonika, siehe Abb.1) mit rechteckigen Querschnitt gilt z.B. c0 = 0,1615, und die Frequenzen der Oberschwingungen verhalten sich zur Grundschwingung wie 1 : 6,27 : 17,57 : 34,37 : 56,84. Sind beide Enden des Stabes freischwingend (Xylophon), so ist die Konstante c0 um den Faktor 6,42 grösser, und für die Frequenzverhältnisse gilt 1 : 2,76 : 5,41 : 8,94 : 13,37. Auch Stimmgabeln führen Stabschwingungen aus (siehe Abb. 2), jedoch sind die Oberschwingungen stark gedämpft. Zum Vergleich: Bei einer kreisförmigen Membran verhalten sich die tiefsten Eigenfrequenzen wie 1 : 1,59 : 2,14 : 2,30 : 2,65 : 2,92 (Knotenlinien siehe Abb. 3).
Einfacher ist die Behandlung der harmonischen Longitudinal-
und Torsionsschwingungen. Stehende Wellen sind bei beiderseits eingespannten
oder beiderseits frei schwingenden Stäben für die Eigenfrequenzen möglich. Ist nur ein Ende eingespannt, gilt
hingegen
. Dabei ist
die Ausbreitungsgeschwindigkeit der
Longitudinalwelle (
) bzw.
Torsionswelle (
,
: Schubmodul).
Aus dem Verhältnis der longitudinalen und der Torsions-Grundschwingung
lässt sich die Poisson-Zahl
des Materials bestimmen.
Stabschwingungen 1: Transversalschwingungen (Biegeschwingungen) eines einseitig eingespannten Stabes mit nicht sinusförmigem Schwingungsprofil. Die 1. Harmonische entspricht der Grundschwingung.
Stabschwingungen 2: Schwingungsform der Stimmgabel. Die entstehenden Schwingungsknoten befinden sich nahe am Scheitel.
Stabschwingungen 3: Knotenlinien der Grundschwingung (n0) und der ersten fünf Oberschwingungen (n1-n5) einer kreisförmigen Membran.
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