kollektive Kernanregung, die in inelastischen Streuprozessen auftritt. Die Anregung des Kerns aus dem Grundzustand i in ein höherliegendes Niveau f mit Energiedifferenz Eif erfolgt durch das elektrische Feld des schnell vorbeifliegenden geladenen Projektils. Ist die Projektilenergie so klein, dass der Coulomb-Wall nicht durchdrungen wird, treten keine zusätzlichen Effekte durch kurzreichweitige Kernkräfte auf, und die Kern-Coulomb-Anregung lässt sich am besten beobachten. Aus der Beobachtung der Anregungen erhält man elektromagnetische Übergangswahrscheinlichkeiten, mit deren Hilfe u.a. Deformationseigenschaften von Kernen (Kerndeformation) abgeleitet werden können.
Aufgrund der Zunahme des anregenden elektrischen Feldes des
Projektils mit wachsendem Zp eignen sich besonders
schwere Ionen zur Coulomb-Anregung. In diesem Fall genügt häufig zur
Beschreibung des Streuprozesses ein halbklassicher Ansatz (charakterisiert
durch den Sommerfeld-Parameter ), mit dem die
Bewegung der Stosspartner klassisch durch Rutherford-Trajektorien und ihre
Anregungsenergien quantenmechanisch in erster (bzw. für grösseres Z in höherer) Ordnung Störungsrechnung (multiple
Coulomb-Anregung) beschrieben werden kann. Unter der weiteren Vereinfachung
eines nicht-adiabatischen Streuprozesses (d.h. die Kollisionszeit tcoll ist klein gegen die
Schwingsungsdauer der Anregung
, ausgedrückt
durch
) lässt sich der
differentielle Wirkungsquerschnitt durch den Rutherford-Querschnitt dsR und die
Anregungswahrscheinlichkeit
ausdrücken: ds = dsR × P. Die
Anregungsamplituden bif können
störungstheoretisch berechnet werden, wobei die Kerneigenschaften in den
Wirkungsquerschnitt nur durch die Matrixelemente der elektrischen und
magnetischen Multipolelemente eingehen. Der totale Wirkungsquerschnitt erster
Ordnung für elektrische Übergänge lautet z.B.
mit Zp, vp der Ladung und
Geschwindigkeit des Projektils, a dem minimalen
Kernabstand, B(El) der reduzierten
Übergangswahrscheinlichkeit und f einer Funktion,
die neben x
von der Multipolarität abhängt (fE2(x) » 1 für ). Magnetische
Übergänge sind von der Ordnung (vp / c)2 und damit
vernachlässigbar. Da für Kerne die E1-Stärke in der hochgelegenen
E1-Riesenresonanz konzentriert ist, handelt es sich bei der
Kern-Coulomb-Anregung meist um E2-Übergänge, die bevorzugt in Rotationsbanden
deformierbarer Kerne auftreten.
Das freie Technik-Lexikon. Fundierte Informationen zu allen Fachgebieten der Ingenieurwissenschaften, für Wissenschaftler, Studenten, Praktiker & alle Interessierten. Professionell dargeboten und kostenlos zugängig.
TechniklexikonModernes Studium der Physik sollte allen zugängig gemacht werden.