Techniklexikon

radioaktiver Niederschlag

Kernphysik, das Ausfallen von in die Atmosphäre gelangten radioaktiven Teilchen aus von ihnen gebildeten Aerosolen, was zu einer Kontamination der Biosphäre führt. Solche Aerosole entstehen z.B. infolge einer Kernwaffenexplosion oder eines Reaktorunglücks wie dem in Tschernobyl, wobei grosse Mengen von Spaltprodukten erzeugt und z.T. mit riesigen Staubmengen bis in die Stratosphäre hochgeschleudert werden. Die Halbwertszeit der häufigsten Spaltprodukte liegen zwischen 10 und 60 Tagen. Die Aktivität klingt in der Zeit t nach der Emission mit etwa t^{1 / 2} ab. Die Spaltprodukte können sich an die in der Atmosphäre stets vorhandenen Staubteilchen anlagern und damit als feste Sedimente, wie z.B. Staub und radioaktive Asche, direkt ausfallen, d.h. als Fallout auf die Erdoberfläche gelangen. Sie können aber auch als Kondensationskeime für eine Tröpfchenbildung dienen und dann bei genügender Grösse als Regenschauer (Rainout) niedergehen. Das Ausscheiden der Aerosole über die atmosphärischen Niederschläge durch Anlagerung an fertige Niederschlagsteilchen heisst Washout. Ausser den künstlichen Spaltprodukten sind auch natürliche radioaktive Substanzen im Regen vorhanden. Grössere Partikel und nur in die Troposphäre gelangte Spaltprodukte fallen innerhalb von 24 Stunden nach der Explosion in unmittelbarer Nähe des Explosionsortes bis zu einem Umkreis von rund 1 000 km als lokaler radioaktiver Niederschlag auf den Boden. Die kleinen Partikel in den Aerosolen halten sich bis zu einigen Jahren in der Stratosphäre und bleiben infolge der stärkeren West-Ost-Strömung bevorzugt im Bereich des Breitenkreises der Injektion, bis sie irgendwo als globaler radioaktiver Niederschlag auf den Boden gelangen. Besonders gering ist eine Ausbreitung über den Äquator hinweg.