Einfache Kameras sind mit festen, nicht wechselbaren Objektiven ausgestattet, mit sog. Standard- oder Normalobjektiven, in die meist ein Zentralverschluß integriert ist. Systemkameras dagegen lassen sich mit Wechselobjektiven kombinieren, die aufgrund ihrer spezifischen Konstruktionsmerkmale für unterschiedliche Arbeitsgebiete innerhalb der Fotografie geeignet sind. Je nach Bildwinkel und Brennweite unterscheidet man Weitwinkel- , Normal, Tele- und Fernobjektive, wobei die Anzahl der Linsen mit wachsender Brennweite in der Regel abnimmt. So besteht (hier auf das Kleinbildformat 24 x 36 mm bezogen) ein Fish Eye-Objektiv (Bildwinkel 1800, Brennweite 7,5 mm - 15 mm) aus 9 bis 11 Linsen, während ein Fernobjektiv (Bildwinkel 400 mm) oft nur zwei Linsen hat. Der Grund für die relativ hohe Linsenzahl bei Weitwinkelobjektiven liegt darin, daß die Beseitigung der Abbildungsfehler bei Objektiven mit großem Bildwinkel durch den hohen Anteil unter einem großen Winkel schräg einfallender Lichtstrahlen weitaus komplizierter ist als bei langbrennweitigen Objektiven. Diese lassen aufgrund ihres kleinen Bildwinkels nur achsennahe Lichtstrahlen zur Belichtung auf den Film gelangen. Die meisten Markenobjektive sind heute hinsichtlich ihrer Abbildungsfehler durch geeignete Kombinationen von Sammel- und Zerstreuungslinsen aus speziell entwickelten Glassorten gut auskorrigiert. Die abbildenden Linsen sind oft mit ihren jeweiligen Korrekturlinsen direkt verkittet und durch Antireflexbeläge auf ihren Oberflächen entspiegelt. Die Forderung nach hoher Lichtstärke bei »Normalbrennweiten« (1:2, 1:1,4 und 1:1) erschwert aufgrund des großen Öffnungsverhältnisses die Korrektur der Bildfehler, zu deren Beseitigung bis zu achtlinsige Systeme nötig sind. Eine noch höhere Linsenzahl (bei Kleinbildkameras IO-IJ) erreichen gute Varioobjektive, deren Brennweite innerhalb eines größeren Bereichs (z.B. 80 mm-200 mm) verstellbar ist. Bei fast allen Objektiven dient ein Schneckengang im Objektivtubus der Entfernungseinstellung (Fokussierung). Die bisher genannten Objektive zeigen in der Regel einen asymmetrischen Aufbau, da sie für relativ große Aufnahmeentfernungen und kleine Bildweiten korrigiert sind. Für den Nahbereich konzipierte Makroobjektive (Aufnahmen bis zum Abbildungsmaßstab 1:1; bedingen eine eher symmetrische Linsenanordnung. Diese Spezialobjektive müssen einen extrem langen Schneckengang haben, um die erforderliche Auszugsverlängerung zu erzielen. Manche Makroobjektive besitzen diese Fokussiervorrichtung nicht. Sie können nur zusammen mit einem Balgennaheinstellgerät eingesetzt werden. Alle Wechselobjektive eines Kamera-Systems werden entweder über eine Schnellverriegelung (Bajonettverschluß) oder ein Schraubgewinde in das Kameragehäuse eingesetzt. Für den Fall, daß Fremdobjektive mit einer vom eigenen System abweichenden Arretierung verwendet werden sollen, gibt es mitunter entsprechende Adapter. Objektive von guten Spiegelreflexkameras besitzen Springblenden (mit Ausnahme der Fernobjektive), Objektive von Meßsucherkameras dagegen, bis auf einige Ausnahmen, eine nur manuell zu bedienende Irisblende.
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