Zwischenkern,
Verbundkern, beim Ablauf einiger Kernreaktionen A(a,b)B gebildeter
hochangeregter Zwischenkern mit einer Lebensdauer von etwa 10 - 16 s. Der Compoundkern
bildet sich bei nicht zu hohen Energien des auf einen Targetkern A einfallenden
Teilchens a, wobei sich die kinetische Energie von a und die durch das
Verschmelzen zum Compoundkern freiwerdende Bindungsenergie praktisch
gleichmässig auf die Nukleonen des Compoundkerns verteilen. Die im Vergleich zur
Zeit von 10 -
22 s, die ein Geschossteilchen benötigt, um einen Kern zu
durchqueren, relativ lange Lebensdauer des Compoundkerns resultiert daraus, dass
durch die Verteilung der Energie auf viele Nukleonen keines von diesen im
statistischen Mittel genügend Energie besitzt, um den Kernverband unmittelbar
zu verlassen. Damit verliert der Compoundkern sein "Gedächtnis", wie
es zu seiner Bildung kam, der Zustand wird als quasistationär bezeichnet. Die
Compoundzustände können in der Anregungskurve der Kernreaktion als scharfe
Resonanzen nachgewiesen werden. Bei Anregungsenergien des Zwischenkerns von
etwa 12 bis 15 MeV überlappen sich die einzelnen Compoundzustände und bilden
ein Kontinuum. Der Compoundkern zerfällt schliesslich aber doch, und zwar -
unabhängig von seiner Bildung - wie ein gewöhnlicher radioaktiver Kern, also
beispielsweise durch Emission von g-Quanten oder durch Emission eines oder
mehrerer Nukleonen, die kurzzeitig genügend Energie auf sich vereinen konnten,
um den Kernverband zu verlassen. Besonders bei sehr schweren Compoundkernen
kommt es häufig zur Spaltung, aber gegebenenfalls auch zur Synthese neuer
Elemente. Die Zerfallswahrscheinlichkeiten gi = 1/ti für die
verschiedenen möglichen Zerfälle, die offenen Kanäle, können durch die Partialbreiten
ausgedrückt werden: Gi = gi
(Breit-Wigner-Formel). Das Konzept des Compoundkerns geht zurück auf N.
Bohr, der dieses Modell auf der Basis des Tröpfchenmodells entwickelt hat.
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