Physik im Alltag, die zwischen vielen biologischen Parametern bestehenden Potenzrelationen vom Typ y ~ bxa (Gl. 1) (allometrische Gleichung).
Bei a = 1 spricht man von
Isometrie. Ein Beispiel für eine zeitliche Isometrie liefert die Tabelle; sie
bedeutet z.B., dass das Herz eines Säugers in dessen Leben ca. 1,5 Mrd mal
schlägt, unabhängig von der Lebensdauer (man überprüfe für den Menschen mit 1,3
Schlägen / s). Ein wichtiges Beispiel mit a¹1
ist d ~ l3 / 2 (Gl. 2) für
Abmessungen von Tieren in Längs- (l) und
Querrichtung (d) (siehe Abb. 1). Dies folgt aus
einer Stabilitätsbedingung: Bei einem bestimmten Verhältnis von Auslenkung (rF:
von der Geometrie des belasteten Körpers abhängiger Formfaktor, F: wirkende Kraft, IA:
Flächenträgheitsmoment, E: Elastizitätsmodul,
Biegungspfeil) und Länge l wird die
Belastungsgrenze von Knochenmaterial erreicht. Die Knochendimensionen
verschiedener Tiere mit gleichem Skelettmaterial sollten also so sein, dass s
/ l konstant ist; setzt man F ~ M ~ ld2 und IA ~ d4 (M:
Masse) ein, so folgt Gl. 2. Eine Konsequenz anatomischer Art aus Gl. 2 ist, dass
Umfänge U von Gliedmassen und die Masse M sich wie U ~
M3 / 8 verhalten, denn U ~ d und M ~ ld2
~
d8 / 3 (siehe Abb. 1). Auch der Bauplan vieler Pflanzen spiegelt
Gl. 2 wider. Eine Konsequenz physiologischer Art ergibt sich, wenn man erstens
annimmt, dass mit dem Skelett auch die anderen anatomischen Strukturen,
insbesondere die Muskulatur, Gl. 2 folgen, und zweitens dass die
Energiestoffwechselraten proportional zur Kraftentwicklung und damit zum
Muskelquerschnitt sind (und nicht zur Masse). Damit folgt R
~
d2 ~ M3 / 4 (Gl. 3), eines der
am besten untersuchten Skalengesetze (Gesetz von Kleiber). Abb. 2 bestätigt
dies sehr gut für die Sauerstoffverbrauchsrate, den Nahrungsverbrauch und die
Wärmeproduktion. Dennoch ist die Theorie hier nicht vollständig, denn z.B. die
Abstrahlung über die Körperoberfläche ist nicht berücksichtigt.
Obige Beispiele zeigen, dass biologische Skalengesetze ein wichtiger Erklärungsfaktor für Formen und Figuren in der belebten Natur sind. Sie zeigen weiter, dass a = 1 geometrische Ähnlichkeit bedeutet, a ¹ 1 hingegen physikalische oder, aus der Sicht der Biologie, funktionale Ähnlichkeit: Die Grössenverhältnisse sind so, dass eine bestimmte physikalische Grösse (z.B. die relative Durchbiegung) für viele Lebewesen (annähernd) gleich ist, und damit die daran geknüpfte biologische Funktion.
Ausser aus einer problemspezifischen Forderung nach
physikalischer Ähnlichkeit wie bei Gl. 2 lassen sich Skalengesetze auch
systematischer aus der Dimensionsanalyse ableiten. Aus der Reynolds-Zahl Re
z.B. folgt, dass (Relativ-) Geschwindigkeit v und
Länge l verschiedener umströmter Körper sich wie v ~ l-1 verhalten müssen, damit
die sie umgebenden Strömungen den gleichen Turbulenzgrad haben, was z.B. für
Wasserlebewesen gerade nicht der Fall ist: Die Welt der kleinen ist von
Zähigkeit (Bakterien: ), die der
grossen von Trägheit (Blauwal:
) bestimmt. (Ähnlichkeit)
Skalengesetze, biologische: Isometrie biologischer Zeiten T (TL: Lebenszeit, TW: Wachstum bis 50 % der Endgrösse; TS: Schwangerschaft; TbH: biologische Halbwertszeit (von Methotrexat), TA: ein Atemzug, TH: ein Herzschlag).
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TW / TL |
TS / TL |
TbH / TL |
TA / TL |
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TH / TL |
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3 × 10-2 |
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1,5 × 10-2 |
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1 × 10-5 |
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3 × 10-9 |
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6,8 × 10-10 |
Skalengesetze, biologische 1: Allometrische Beziehung von Längs- und Quermassen (Figuren); der Brustumfang ergibt sich als propotional zur 0,37ten Potenz der Masse (Diagramm).
Skalengesetze, biologische 2: Das Gesetz von Kleiber für den Sauerstoffverbrauch pro Körpermasse bei Säugern; Steigung: 3 / 4 (theoretisch), 0,8 (experimentell).
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