Umwelt-
und Geophysik, Trennung von Isotopengemischen durch natürliche oder menschliche
Einflüsse. Die Stärke der Fraktionierung hängt meistens davon ab, wie sehr sich
die Massen der beteiligten Isotope relativ zueinander unterscheiden. Sie ist
somit proportional zu , wobei Dm die Massendifferenz zwischen den beteiligten Isotopen
und m üblicherweise die Masse des häufiger
vorkommenden Isotops bezeichnen. Während künstlich beeinflusste
Isotopenfraktionierung vor allem in der zivilen und militärischen Nutzung der
Kernenergie Verwendung findet, ist die natürliche Isotopenfraktionierung ein
wichtiges Hilfsmittel der Umweltphysik zur Aufklärung von gross- und
kleinräumigen Transportprozessen. Ein wichtiger Prozess ist die Anreicherung
leichter Sauerstoff- und Wasserstoffisotope gegenüber den schwereren bei der
Verdunstung von Meerwasser und der Bildung von Niederschlag. Man spricht dann
von »isotopischer Abreicherung«. Physikalische Ursache hierfür sind leicht
unterschiedliche Dampfdrücke und molekulare Diffusionskoeffizienten der Isotope.
Dies führt dazu, dass Niederschlag umso stärker abgereichert ist, d.h. umso
weniger schwere Isotope enthält, je weiter weg vom Meer er fällt
(Kontinentaleffekt, siehe Abb.). Da das Ausmass dieser Abreicherung u.a. von der
Temperatur abhängt, kann aus den Isotopenverhältnissen von Paläowässern
(Wasserproben aus tiefen Grundwässern oder Gesteinsformationen) auf die
atmosphärischen Temperaturen zur Bildungszeit der Probe geschlossen werden. Ein
weiterer wichtiger Fraktionierungsvorgang findet durch pflanzliches Wachstum in
der Kohlenstoffphysik statt. Da Pflanzen bei Photosynthese bevorzugt 12C einbauen, reichert
sich das stabile Kohlenstoffisotop 13C in der Atmosphäre nach und nach an. Dies
lässt Rückschlüsse über die Einwirkung der Biosphäre auf den globalen und auf
regionale Kohlenstoffkreisläufe zu. In der Isotopenhydrologie spielen die
stabilen Wasserisotope 1H218O und 1H2H16O eine grosse Rolle. Mit
ihrer Hilfe lassen sich z.B. Wassereinschlüsse im Meeressediment und
geschmolzene Wasserproben aus Eisbohrkernen als Klimaarchive nutzen.
Isotopenfraktionierung: Kontinentaleffekt. Aufgetragen sind Isolinien des Gehalts des schweren Wasserstoffisotops Deuterium in Niederschlagsproben in der d-Notation, negative Werte bedeuten eine Abreicherung gegenüber standardisiertem Meerwasser. a) Heutige Werte aus West- und Mitteleuropa. b) Fossile Werte aus Nordafrika, die belegen, dass während der letzten Eiszeit die Zone niederschlagsreicher Westwinde über der heutigen Wüste Sahara lag.
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