Farbliche Abweichungen eines Bildes von einer subjektiv als farbrichtig (natürlich) empfundenen Wiedergabe werden als Farbstiche bezeichnet. Zu diesen »subjektiven«, daher auch individuell verschieden stark empfundenen Farbstichen (Objektfarbe) gehören u. a. Farbabweichungen, die von den Beleuchtungsverhältnissen, von der Farbtemperatur des Aufnahmelichtes und Farbreflexion abhängig sind. Sie lassen sich, soweit dies wünschenswert ist, durch geeignete Konversionsfilter schon bei der Aufnahme vermeiden. Ob allerdings im Abendrot aufgenommene Motive als rotstichig empfunden werden oder nicht, bleibt dem Geschmack des Fotografen überlassen. Tatsächliche Abweichungen von der farbgerechten Wiedergabe, die »echten« Farbstiche also, können vielerlei Ursachen haben. Falsche Belichtung oder Verarbeitung (veränderte Entwicklungsbedingungen) sowie der Schwarzschild-Efrekt rufen z. T. starke Farbstiche hervor, die über den gesamten Dichteumfang des Aufnahmematerials weitgehend konstant sind. Sie lassen sich deshalb (vorrangig bei Farbnegativfilmen) durch eine geeignete Farbfilterung im Vergrößerungsprozeß beseitigen. Da die Beurteilung eines maskierten Farbnegativs selbst dem Fachmann Schwierigkeiten bereitet, werden Farbstiche meist erst in einer Nullkopie (ohne korrigierende Farbfilterung) entdeckt. Sie auszufiltern ist Erfahrungssache. Ein durch Überlagerung (Überalterung) hervorgerufenes Kippen der Farben führt in den Lichtern und Schatten der Aufnahmen zu komplementärfarbigen Stichen, die sich durch keine noch so geschickte Filtertechnik kompensieren lassen. Interessant ist, daß Farbstiche, dank des schlechten Farbgedächtnisses des Menschen, vor allem dann wahrgenommen werden, wenn sie unmittelbar einem komplementären Farbstich gegenübergestellt sind.
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