KernphysikLaboratoriumsmethoden
und -geräte, Ablenkung von Elektronen aus ihrer ursprünglichen Bahn. Bei der
Elektronenstreuung können grundsätzlich zwei verschiedene Varianten von
Streuprozessen unterschieden werden. Wird das Elektron lediglich aus seiner
ursprünglichen Flugbahn abgelenkt, ohne dass es Energie abgibt, spricht man von
elastischer Streuung. Der Streupartner ist dabei meist das Coulomb-Potential
eines Atomkerns. Ein Mass für die Wahrscheinlichkeit dieses Vorgangs ist der
elastische Streuquerschnitt , wobei Z die Ordnungszahl des
streuenden Atomkerns und l die De-Broglie-Wellenlänge des Elektrons ist.
Falls das Elektron neben einer Änderung der Flugbahn auch noch eine
Verminderung der Energie erfährt, spricht man von inelastischer Streuung. Der
Streupartner ist dabei meist das gesamte Atom (Kern + Hülle). Der Streuquerschnitt für
die inelastische Elektronenstreuung ist
. Ein Vergleich der beiden Wirkungsquerschnitte der
elastischen und der inelastischen Streuung führt für typische
Elektronenwellenlängen zu der Beziehung
.
Für die Anwendung insbesondere des Transmissionselektronenmikroskops ergeben sich daraus wichtige Folgerungen. An leichten Elementen (Z < 26) werden die Elektronen vorwiegend inelastisch, d.h. in kleinen Winkeln gestreut, während an schweren Elementen die elastische Streuung überwiegt. Diese Eigenschaft wird insbesondere bei mit Schwermetallen kontrastierten Präparaten zur Kontrasterzeugung genutzt.
Aus Streuversuchen hochenergetischer Elektronen (im MeV- bis GeV-Bereich) an Nukleonen und Kernen können wichtige Kerneigenschaften wie z.B. der Radius des Kerns oder die Substruktur des Nukleons gewonnen werden.
Da die Elektronen mit dem Kern nur elektromagnetisch
wechselwirken, spüren sie die Kernkräfte nicht. Der Kern ist für die Elektronen
durchsichtig. Da die Wellenlänge der Elektronen sehr kurz gewählt werden kann
(500 MeV entsprechen = 0,4 fm), erreicht man eine hohe Auflösung. Die
Winkelverteilung der Elektronen bei der Streuung an einem punktförmigen
geladenen Objekt mit Kernladungszahl Z wird durch
die Mott-Streuformel
beschrieben, wobei E die Energie der einfallenden Elektronen und v = bc ihre Geschwindigkeit ist. Der Term b2sin2q / 2 stammt von der Wechselwirkung des magnetischen Moments der Elektronen mit dem Magnetfeld des Targets. Bei ausgedehnten Strukturen muss zusätzlich die räumliche Verteilung der betrachteten Targetteilchen durch den elektromagnetischen Formfaktor berücksichtigt werden. [HG1, RK1]
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