Umwelt- und Geophysik,
idealisierte mathematische Beschreibung der durch Reibungs- und Coriolis-Kraft
bestimmten Geschwindigkeitsverteilung in der Grenzschicht von Atmosphäre oder
Ozean (Grenzschicht, planetare Grenzschicht).
1) In der Ozeanographie: Das zuerst von F. Nansen Ende des 19. Jh. bei Fahrten
ins Nordpolarmeer beobachtete Phänomen, dass die Richtung der Eisdrift um 20-40°
von der Windrichtung abweicht, wurde von V.W. Ekman 1905 erklärt. Aus der
hydrodynamischen Bewegungsgleichung für die Wassermassen in einem homogenen,
unendlich tiefen und ausgedehnten Ozean folgen bei Berücksichtigung der vom
Wind erzeugten Oberflächen-Schubspannung, der Reibungs- und der Coriolis-Kraft
(Coriolis-Beschleunigung) die Ekman-Gleichungen ,
(f = 2W × sinf: Coriolis-Parameter, Az:
konstant angenommener Koeffizient für die turbulente Diffusion bezüglich
vertikaler Reibung, z: Tiefenkoordinate, v u, v v : Geschwindigkeit
parallel zu den Breiten- bzw. Längenkreisen). Stellt man die resultierenden Geschwindigkeitsvektoren
räumlich dar, so bilden sie eine sich (im Ozean) nach unten verjüngende
Wendeltreppe, die Ekman-Spirale. Die Geschwindigkeit ist an der Oberfläche um
etwa 45° zur Windrichtung abgelenkt. Die Stromvektoren drehen auf der
Nordhalbkugel mit zunehmender Tiefe nach rechts, auf der Südhalbkugel nach
links. Als Ekmansche Reibungstiefe bezeichnet man die Tiefe, in der der
Stromvektor um 180° zur Windrichtung gedreht ist. Der integrierte
Massentransport in der darüberliegenden (ozeanischen) Ekman-Schicht ist
senkrecht zur Windrichtung gerichtet (Ekman-Drift). Er ist linear abhängig von
der Schubspannung, aber unabhängig von der Reibungstiefe.
2) In der Atmosphäre: Windspirale. Während die Luftströmung in der freien Atmosphäre fast parallel zu den Isobaren verläuft, wird sie in der Prandtl-Schicht durch die Bodenreibung verlangsamt und folgt aufgrund der damit verbundenen kleineren Coriolis-Kraft merklich dem Druckgefälle. In der dazwischen liegenden (atmosphärischen) Ekman-Schicht geht der Bodenwind mit zunehmender Höhe stetig in den nahezu geostrophischen Wind über. Bei räumlicher Darstellung der Geschwindigkeitsvektoren bildet sich wiederum eine Spirale, die sich in diesem Fall nach oben verjüngt (Abb.). [HJR, AK2]
Ekman-Spirale: Drehung der Windrichtung in der atmosphärischen Ekman-Schicht mit der Höhe, dargestellt für die Nordhalbkugel der Erde.
Das freie Technik-Lexikon. Fundierte Informationen zu allen Fachgebieten der Ingenieurwissenschaften, für Wissenschaftler, Studenten, Praktiker & alle Interessierten. Professionell dargeboten und kostenlos zugängig.
TechniklexikonModernes Studium der Physik sollte allen zugängig gemacht werden.