Elektrodynamik und Elektrotechnik, zeitverzögerter Aufbau der elektrischen Polarisation P eines dielektrischen Mediums (Dielektrikum) nach Anlegen eines äusseren elektrischen Feldes E. Die charakteristische hierfür benötigte Zeit wird als Relaxationszeit t bezeichnet.
Der allgemeine Ansatz im Rahmen der Theorie der linearen
Antwort für den Aufbau der dielektrischen Verschiebung ist
.
Für elektrische Wechselfelder E(t) führt dies zu einer frequenzabhängigen komplexen Dielektrizitätskonstanten e *(w) mit
.
e * ist meist nicht rein reell, es kommt also zu einer
Phasenverschiebung d zwischen D und E (Verlustwinkel), für die gilt. Der anschauliche Grund für diese
Phasenverschiebung ist ein "Nachhinken" der Reaktion der atomaren
Dipole auf die erregende elektrische Welle. Die Tatsache, dass die elektrische
Polarisation P dem elektrischen Feld E erst nach
endlicher Zeit folgt, wird dielektrische Relaxation genannt. Die mittlere
hierfür benötigte Zeit wird als Relaxationszeit t bezeichnet. Der
Imaginärteil Im e* (w) nimmt bei w ³ t - 1 ein Maximum an, während
der Realteil Re e *(w) eine Stufe von einem grossen Wert bei
tieferen Frequenzen zu einem niedrigen Wert bei höheren Frequenzen durchläuft.
Bei mittleren und hohen Frequenzen w ³ t - 1 wird dementsprechend
die Phasenverschiebung d zwischen E und der dielektrischen
Verschiebung D besonders gross, woraus die dielektrischen Verluste
erwachsen.
Für die genaue Form der dielektrischen Relaxation, also für den Verlauf der Funktion e *(w) und den Wert der Relaxationszeit, gibt es eine Reihe phänomenologischer Modelle, deren historisch erstes die Debyesche Dipoltheorie war, in der die Orientierungspolarisation unter der Annahme berechnet wird, dass die kugelförmigen Dipole sich in einer Lösung der Viskosität h drehen können (Debye-Relaxation). Weitere wichtige Ansätze sind die Kohlrausch-Williams-Watts-Relaxation und die Havriliak-Negami-Relaxation. (elektrische Polarisation, Dispersion)
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