einfache Scherströmung, stationäre laminare Strömung einer zähen Flüssigkeit
zwischen parallelen ebenen Wänden, die sich in ihrer Ebene relativ zueinander
bewegen. Dabei bleibt die Flüssigkeit an den Platten haften. Da die
Trägheitskräfte wegfallen, stehen nur Druck- und Zähigkeitskräfte im
Gleichgewicht, die Couette-Strömung ist somit eine exakte Lösung der
Navier-Stokes-Gleichung. Bewegt sich die obere Platte mit der Geschwindigkeit c0, während die untere
ruht, so entsteht durch die Flüssigkeitsreibung auch im Flüssigkeitsinneren
eine Strömung in x-Richtung, und wenn der Plattenabstand h klein
gegen die Plattenlänge ist, stellt sich eine lineare Geschwindigkeitsverteilung
ein: (y: Abstand von der ruhenden Platte, c:
Geschwindigkeit in x-Richtung).
Zur Aufrechterhaltung der stationären Strömung zwischen den
Platten muss an der oberen Platte dauernd eine Tangentialkraft in
Bewegungsrichtung angreifen, die den Reibungskräften der Flüssigkeit das
Gleichgewicht hält. Die Tangentialkraft Ft bezogen auf die Plattenfläche A
ist dabei gleich der Schubspannung t und beträgt ; h
ist die dynamische Zähigkeit. (Viskosität, dynamische) Im allgemeinen
Fall kann für c0/2h
auch dc/dy gesetzt werden. Damit entspricht obige Gleichung dem Newtonschen
Schubspannungssatz; daher die Bezeichnung als einfache Scherströmung. Sie
lässt sich z.B. zwischen zwei konzentrischen Zylindern vom Radius r1 und r2 verwirklichen, von
denen der eine rotiert. Dabei muss vorausgesetzt werden, dass die Spaltweite r2 - r1 sehr viel kleiner als
der Radius der Zylinder ist. Nimmt man an, dass in Strömungsrichtung ein
Druckgradient dp/dx vorhanden ist, so lautet die
Geschwindigkeitsverteilung
,
dabei bedeutet eine Bezugsgeschwindigkeit, z.B. die mittlere
Geschwindigkeit; Ha ist die Hagen-Zahl mit
.
Bei negativer Hagen-Zahl ist c stellenweise negativ, es erfolgt eine Rückströmung in der Nähe der ruhenden Wand. Die Schleppwirkung benachbarter Schichten reicht in Wandnähe nicht aus, um den Druckanstieg zu überwinden. Für Druckabfall in Strömungsrichtung, d.h. für positive Hagen-Zahl, ist die Geschwindigkeit über der gesamten Spaltbreite positiv. Damit überhaupt ein Druckgradient auftreten kann, müssen die Zylinderachsen geringfügig gegeneinander verschoben sein. In Rotationsviskosimetern (Viskosimeter, Rotationsviskosimetrie) wird die Couette-Strömung zur Messung der Scherviskosität eingesetzt; Couette-Strömungen mit einem Druckgradient sind von Bedeutung für die hydrodynamische Schmierungstheorie von Gleitlagern.
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