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Kornrasterverfahren

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Karl-Wilhelm Steinfieber

Dieses Verfahren ermöglichte erstmals, ein Farbbild zu erzeugen, das mit einer einzigen fotografischen Platte aufgenommen und auch wiedergegeben werden konnte. Es basiert auf der Erfindung (1907) der Autochromeplatte der Gebrüder Lumiere (Auguste Lumiere [1862-1954], Louis Lumiere [1864-1948]) und entwickelte sich zum historisch bedeutsamsten additiven Farbverfahren der Frühzeit. Auf eine Glasplatte wurden feinste Stärkemehlkörner aufgebracht, die zu gleichen Teilen rot, grün und blau eingefärbt waren. Die restlichen winzigen Zwischenräume wurden mit Ruß ausgefüllt. Über diese Körner-schicht wurde eine feine, lichtempfindliche, panchromatische Emulsion gegossen, die bei der Aufnahme durch die Rückseite des Glasträgers und durch die Körnerschicht hindurch belichtet werden mußte. Dabei wirkten die farbigen Stärkekörner als kleinste Rot-, Grün-und Blaufilter. Traf beispielsweise ein roter Lichtstrahl eine bestimmte Stelle der Platte, so wurde ausschließlich der hinter den roten Filterchen liegende Teil der lichtempfindlichen Schicht belichtet. Ebenso verhielt es sich mit den anderen Farben. Nach dem Prinzip der Umkehrentwicklung wurden alle belichteten Partien herausgelöst (durchsichtig), während die unbelichtet gebliebenen Anteile der Filmschicht durch Zweitbelichtung und anschließende Entwicklung geschwärzt, also lichtundurchlässig gemacht wurden. Bei der späteren Projektion des Bildes konnte das Licht in dem oben erwähnten »roten Fleck« nur an den Stellen passieren, wo die Filmschicht nicht geschwärzt, also durchsichtig geblieben war: Eben dort, wo die kleinen roten Filterchen nur den roten Anteil aus dem weißen Projektionslicht passieren ließen. Die in der Wiedergabe gezeigten Farbbilder setzten sich demgemäß aus feinsten Farbpunkten zusammen, die in extremer Vergrößerung pointillistisch wirkten. Fotografen wie Alfred Stieglitz (i864-1946) und Edward Steichen (1879-1973) zeigten in ihren Ausstellungen als besondere Attraktion nach Autochromeplatten kopierte Farbfotografien. Die Schwäche des Verfahrens lag in der geringen Empfindlichkeit der Platten und in der zufälligen Verteilung der gefärbten Stärkekörnchen auf der Platte. Die Inkonstanz in der Farbrasterung wurde später in verbesserten Verfahren anderer Erfinder mit regelmäßigen Farbrastern beseitigt (Linienraster- und Lin-senrasterverf ahren).

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