nuclear reaction analysis, NRA, kernphysikalische Analysemethode, die sich in die Gebiete resonante NRA (RNRA) und nicht-resonante NRA teilt.
1) Die resonante Kernreaktionsanalyse dient vorwiegend zur Element- und Konzentrationsbestimmung von »leichten« Elementen (Hauptbestandteile und / oder Verunreinigung) in Festkörpern. Resonanzen in Anregungsfunktionen von Kernreaktionen ermöglichen zudem die Messungen von Tiefenverteilungen im Nanometerbereich, was besonders bei technischen ultradünnen Schichten von Interesse ist. Häufig detektierte Elemente sind 1H, 13C, 15N, 18O, 27Al und 30Si. Typische Anwendung findet die resonante Kernreaktionsanalyse bei der Bestimmung von N in Si (Beispiel technische Siliziumnitridschichten). Hierbei wird die bei 429 keV Protonenenergie »scharfe« (120 eV) 15N(p, ag) 12C-Kernreaktion herangezogen, um N hochsensitiv und tiefenempfindlich nachzuweisen. Die Tiefenauflösung beträgt wenige Nanometer. Sie ist eng verwandt mit der nicht-resonanten Kernreaktionsanalyse (siehe unten), nur werden zusätzlich hochpräzise Informationen über die Tiefenverteilungen der Elemente gewonnen. Oft sind oben genannte Isotope (auch H) bis in Targettiefen von Mikrometern tiefenaufgelöst nachweisbar.
2) Die nicht-resonante Kernreaktionsanalyse ist ebenfalls eine
Analysemethode zur Element- und Konzentrationsbestimmung vorwiegend »leichter
Elemente« in Festkörpern. Im Gegensatz zur resonanten Kernreaktionsanalyse
(siehe oben) werden jedoch keine hochsensitiven Tiefenprofile gemessen, dafür
aber die in der Natur häufiger vorkommenden Isotope leichter Elemente, wie z.B.
12C, 14N, 16O. Als Projektile
dienen ebenfalls hochenergetische leichte Ionen: Protonen (p), Deuteronen (d)
und 3He.
Oberhalb einer bestimmten Projektilenergie (zwischen 0,3 und 1 MeV), die
abhängig von Projektil und Targetkern ist, treten im Messspektrum in Vorwärts-
und / oder Rückwärtsrichtung hochenergetische Partikel der Kernreaktionen auf.
Ihre Energie ist im allgemeinen höher als diejenige von »RBS-Teilchen«. Der experimentelle
Versuchsaufbau ähnelt demjenigen von RBS (Messung von rückwärts gestreuten
Teilchen), nur wird zusätzlich eine Absorberfolie vor dem
Oberflächensperrschichtzähler montiert, die derart dimensioniert wird, dass nur
die rückgestreuten Teilchen gestoppt werden. Als Folge werden aber auch die
Energien der Teilchen der Kernreaktionen wesentlich reduziert. Der daraus
entstehende Nachteil ist eine Energieaufweitung der zu detektierenden Teilchen
und somit meist ein grosser Verlust an Tiefenauflösung. In Bezug auf die
Tiefenauflösung sind die Messspektren oft nur schwer interpretierbar, da die
Signale verschiedener Kernreaktionen überlappen können. Zu beachten ist, dass
beim untergrundsfreien Nachweis von leichten Elementen in schweren Matrices der
Wirkungsquerschnitt NRA RBS ist, was entweder hohe Ionenströme während
der Analyse oder längere Messzeiten voraussetzt. Die Nachweisempfindlichkeit
leichter Elemente (z.B. Bor und Lithium in Steinkohle) ist dadurch jedoch kaum
beeinträchtigt und nach wie vor hoch. Ohne enormen experimentellen Aufwand
beträgt sie 1 ppm(wt).
Kernreaktionsanalyse 1: Typische experimentelle Geometrie bei der nicht-resonanten Kernreaktionsanalyse. E0: Energie der eingeschossenen Teilchen (z.B. Deuterium, typisch 1,5 MeV), Ein(x): Energie des Teilchens in der Tiefe x (reduziert durch Energieverlust), Enach(x): Energie des Reaktionsproduktes in der Targettiefe x, Q: Q-Wert, Eabs: Energie des Reaktionsprodukts nach Passieren der Absorberfolie, f: Einschusswinkel (typisch 90°), q : Detektorwinkel (typisch 20°), Detektor: Oberflächensperrschichtzähler, Absorberfolie: typisch 10 mm Mylarfolie.
Kernreaktionsanalyse 2: Typisches Kernreaktionsspektrum. Eingeschossenes Ion: Deuterium, Energie: 900 keV; Detektionswinkel 20°; 12 mm Mylarfolie; Probe hergestellt durch 16O-Ionenimplantation in Silizium; resultierende SiO2-Schichtdicke: 40 nm. Tiefenauflösung: 100 nm.
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