Expressionismus wie Impressionismus der Malerei wurden und werden, bewußt und unbewußt, von Fotografen als gestalterisches Ausdrucks- und Stilelement adaptiert. Das Aufkommen des Expressionismus in der Malerei signalisiert die Abkehr vom Impressionismus, dessen Charakteristikum die Wiedergabe des Flüchtigen innerhalb einer realen Wirklichkeit war: der Erscheinung der Natur im farbigen Licht, im Atmosphärischen, ja Romantischen. Die sensible »anschauliche« Empfindung des Impressionismus verwandelt sich im Expressionismus zugunsten der stark subjektiven, ja ekstatischen Aussage - bis hin zum leidenschaftlichen Engagement, vor allem im sozialen Bereich (z. B. Ernst Barlach [1870-1938]). Die Bildersprache der Expressionisten wirkt holzschnittartig und signalhaft. Subjektive Farbwahl gilt, jenseits der »natürlichen« Abbildung, als Ausdrucksmittel für Ideen und innere Erregungszustände. Expressionistische Darstellungen, die bei Malern im unmittelbaren Schaffensprozeß »prima vista« zur Entstehung des Bildes führen (dramatische Pinselführung, grob vereinfachende, großflächige und überzeichnende Darstellung der Farben und Formen), sind in der Fotografie nur auf Umwegen zu erreichen. Entsprechende Ausdrucksformen entstehen meist durch gestalterische Manipulation bei der Aufnahme und in der Dunkelkammer. Zu den verfremdenden Aufnahmetechniken zählen u. a. starke Farbfilterungen, Zoom- oder Wischeffekte sowie die Kontraststeigerung. Die Fotogeschichte kennt hervorragende Beispiele von Fotografien expressionistischer Charakteristik. Hinzuweisen wäre hier auf Aufnahmen von Erwin Fieger (geb. 1928), Ernst Haas (geb. 1921), Peter Cornelius (1913-1970), Art Kane (geb. 1925), Rene Groebli (geb. 1927).
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