Stripping-Reaktion (von engl. to strip "abstreifen"), Kernreaktion, die durch Wechselwirkung von Deuteronen mit Atomkernen ausgelöst wird. Die Abstreifreaktion ist dadurch gekennzeichnet, dass beim Vorbeifliegen des Deuterons an einem Atomkern vom Deuteron ein Nukleon abgestreift wird, ohne dass das andere Nukleon in den Bereich der Kernkräfte dieses Atomkerns gelangt. Ohne dass zunächst ein Compoundkern gebildet wird, werden bei (d,p)- bzw. (d,n)-Prozessen der Abstreifreaktion Protonen bzw. bei hohen Energien Neutronen (abgestreifte Neutronen, engl. stripped neutrons) emittiert.
Die Abstreifreaktion bei niedrigen Energien wird als Oppenheimer-Phillips-Prozess bezeichnet; das Überwiegen der (d,p)-Reaktion gegenüber der (d,n)-Reaktion bei diesem Prozess kann folgendermassen verstanden werden: Da das Deuteron eine geringe Bindungsenergie (2,22 MeV) und deswegen einen relativ grossen Abstand zwischen seinen Bestandteilen Proton und Neutron hat, wird beim Vorbeiflug des Deuterons am Atomkern das Proton aufgrund der Coulomb-Abstossung leicht abgestreift; das Neutron dagegen kann sich dem Kern so weit nähern, dass es von den Kernkräften eingefangen wird. Die (d,p)-Reaktion, bei der das Neutron eingefangen wird, ist also trotz der Coulomb-Abstossung auch bei niederen Deuteronenenergien möglich.
Die Abstreifreaktion ist eine direkte Kernreaktion, die sich durch Vorwärtsmaxima in der Winkelverteilung der Protonen auszeichnet. Man wendet sie zur spektroskopischen Untersuchung von Atomkernen an.
Die zur Abstreifreaktion inverse Kernreaktion ist der Pick-Up-Prozess.
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