Techniklexikon

Talbot William Henry Fox

(geb. 1800 Melbury/England, gest. 1887 Lacock Abbey) Universalgelehrter, Philologe, Naturwissenschaftler, Kunstgelehrter. Seit 1834 experimentierte er mit der Camera lucida und der Camera ob-scura. Erfand, nach Anregungen von John F.W. Herschel (1792-1871), ein Negativ-Positiv-Verfahren, das er, noch vor Bekanntgabe des Da-guerreotypie-Verfahrens, unter der Bezeichnung Kalotypie (auch Talboty-pie genannt) patentieren ließ. Die Royal Society gab seine Erfindung unter »The Process of Calotypie photogenic Drawing« am 10. Juni 1841 bekannt, fünf Jahre, nachdem Talbot sein erstes Foto - ein Bild, das er von seinem Haus in Lacock aufgenommen hatte, gelungen war. Im Unterschied zur Da-guerreotypie, bei der ein negatives Bild auf einer Silberplatte erzeugt wurde, handelte es sich bei der Talbotypie bereits um ein Negativ-Positiv-Verfahren, bei dem lichtempfindliches Papier belichtet wurde. Der Kalotypie-Prozeß fand weltweite Verbreitung. Er führte im Prinzip auf direktem Wege zu den Negativ-Positiv-Verfahren, wie sie heute noch angewandt werden. Talbot selbst schuf unzählige solcher Bilder, insbesondere Landschafts- und Architekturfotografien. Bereits 1844 erschien sein erstes fotografisch illustriertes Buch »The Pencil of Nature«, wenig später »The Sun Pictures of Scotland«. Auch die in seinen Vorversuchen hergestellten Fotogramme von Pflanzen und Schmetterlingen erregten Aufsehen. 1849 meldete Talbot ein weiteres Patent an. Es betraf die Verwendung von Porzellan als fotografischem Bildträger. Talbot, der die universellen Möglichkeiten der Fotografie früh erkannte, gilt gleichzeitig als Pionier der Mikrofotografie, der Panoramafotografie, ja sogar der Fotokopie. Literatur: Jammes, W.H.F.T. 1973 -W.H.F.T. Ein großer Erfinder und Meister der Photographie. 1972.