Techniklexikon

Joffe

(Joffé, Ioffe), Abram Fjodorowitsch, sowjetischer Physiker, *29.10.1880 Romny (Russland, heute Ukraine), †14.10.1960 Leningrad; studierte bis 1902 am St. Petersburger polytechnischen Institut, 1905 Promotion zum Dr. phil. unter W. Röntgen an der Universität München, arbeitete seit 1906 am polytechnischen Institut in St.Petersburg (1914-1924 Petrograd, 1924-1991 Leningrad), seit 1913 Privatdozent, seit 1916 Professor, gründete 1919 die physikalisch-mechanische Fakultät und blieb deren Dekan bis 1948. 1918 gründete er das staatliche physikalisch-technische Institut, später staatliches physikalisch-technisch-röntgenologisches Institut, dann physikalisch-technisches Institut Leningrad und leitete dies bis 1949. 1952 Gründer und Direktor des Labors (seit 1955 Instituts) für Halbleiter der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. 1918 wurde er zum korrespondierenden und 1920 zum Vollmitglied der Akademie der Wissenschaften Russlands, später der UdSSR, und war dort 1926-1929 und 1942-1945 Vizepräsident. 1929 Ehrenmitglied der nationalen Akademie der Wissenschaften der USA. Joffe arbeitete vor allem über Röntgenstrahlen und Festkörperphysik (Dielektrika und Halbleiter). 1916 Beweis der Ionenleitfähigkeit in Kristallen, 1920 Röntgenuntersuchung der plastischen Verformung von Kristallen, in den 30er Jahren Untersuchung der Rolle von Verunreinigungen in Halbleitern. Besonders erfolgreich war er als Organisator und Gründer einer Vielzahl physikalischer Forschungseinrichtungen in der gesamten Sowjetunion (u.a. pysikalisch-chemisches und elektrotechnisches Institut Leningrad, ukrainisches physikalisch-technisches Institut in Charkow, physikalisch-technisches Institut des Ural in Swerdlowsk (heute wieder Jekaterinenburg). Joffe gründete als Lehrer eine grosse Schule von Physikern, u.a. A.P. Alexandrow, A.I. Alichanow, P.L. Kapiza, I.W. Kurtschatow, N.N. Semenov, J.G. Dorfman.