1) Astronomie: Bezeichnung für drei wichtige
Winkelgrössen, die bei der Bahnbestimmung von Himmelskörpern auf elliptischen
Bahnen um die Sonne auftreten. Die wahre Anomalie ist - von der Sonne aus gesehen - der Winkel
zwischen Perihel und Himmelskörper. Die exzentrische Anomalie E ist der Winkel
zwischen dem Zentrum der Ellipsenbahn, dem Perihel und dem auf einen Kreis
projizierten Ort des Himmelskörpers. Die mittlere Anomalie M ist der
Winkel zwischen dem Zentrum der Ellipse, dem Perihel und dem Punkt auf einem
Umkreis, an dem sich der Himmelskörper bei gleichförmiger Bewegung befinden
würde. Die exzentrische und die mittlere Anomalie sind durch die Keplersche
Gleichung M = E - esinE miteinander verknüpft (e
ist die numerische Exzentrizität).
2) Quantenfeldtheorie: Brechung einer klassischen
Symmetrie durch den Prozess der Quantisierung und Renormierung. Renormierung ist
bei der störungstheoretischen Behandlung von Quantenfeldtheorien notwendig und
addiert zu der auf klassischem Niveau invarianten Lagrange-Dichte
nicht-invariante Counterterme. Eine Eichtheorie, die z.B. auf klassischem
Niveau chiral invariant ist und deren axiale Ströme daher erhalten sind
(chirale Symmetrie), kann bei der Quantisierung Anomalien entwickeln, die diese
Erhaltung zerstören. In vier Dimensionen existieren mehrere solcher chiralen
Anomalien; am bekanntesten davon ist die Dreiecksanomalie, die auftritt, wenn
die drei Ecken einer masselosen Fermionschleife direkt an Eichfelder koppeln
(Abb.). Obwohl die Lagrange-Dichte unter der chiralen Transformation der
Fermionfelder invariant ist, tritt ein Feynman-Diagramm auf
(Abb.), das zur Verletzung der axialen Stromerhaltung führt: entgegen dem
klassischen Verhalten ist die Divergenz
des axialen Fermionstroms
ungleich null. Die physikalische Relevanz der
chiralen Anomalie kommt unter anderem darin zum Ausdruck, dass sie einen
wesentlichen Beitrag zum Zerfall des neutralen Pions
liefert.
Eine Eichtheorie mit nichtverschwindender Dreiecksanomalie ist nicht renormierbar. Soll also das Eichprinzip auch für Quantenfeldtheorien anwendbar bleiben, müssen die Anomalien vermieden werden. Die SU(3)C ´> SU(2)L ´> U(1)g-Eichtheorie des Standardmodells ist beispielsweise frei von Dreiecksanomalien und daher renormierbar, da sich die Beiträge aller anomalen Dreiecksdiagramme aufgrund der Anwesenheit von Quarks und Leptonen in jeder Generation und der Existenz von drei Farbfreiheitsgraden für jedes Quark gerade gegenseitig auslöschen.
Als abelsche Anomalie bezeichnet man eine quantenmechanische Anomalie, durch die eine abelsche Symmetrie, die sich mit kommutierenden Generatoren beschreiben lässt, auf quantenmechnischem Niveau verletzt wird.
Eine nichtabelsche Anomalie ist eine in Theorien mit nichtabelschen Eichgruppen auftretende quantenmechanische Anomalie.
Als kovariante Anomalie wird eine quantenmechanische Anomalie bezeichnet, die besagt, dass die allgemeine Kovarianz der Allgemeinen Relativitätstheorie und die Eichinvarianz der angekoppelten Felder (Eichtheorie) nicht gleichzeitig aufrechterhalten werden können.
3) Anomalie des Wassers: Die Anomalie des Wassers besteht darin, dass sich Wasser für Temperaturen unter + 4°C wieder ausdehnt, so dass auch seine feste Phase, das Eis, eine geringere Dichte als Wasser von + 4°C hat und damit auf der flüssigen Phase schwimmt.
Anomalie: Graphische Darstellung der wahren Anomalie , (Winkel PSG)
der exzentrischen Anomalie E (Winkel PZG\')
und der mittleren Anomalie M (Winkel PZG\'\').
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