Andre Breton (1896 bis 1966) verkündete 1924 das »surrealistische Manifest«. Darin wird u. a. die Erkenntnis »manifestiert«, daß visionäre Träume, ja selbst Wahnsinn von nun an ebenso als reale Wirklichkeit betrachtet werden müßten wie die Ergebnisse eines verstandesgemäßen Denkens und wie ein vom Verstand kontrollierbares Empfinden. Er forderte, daß gerade dieser »Surrealismus« zum Inhalt Bildender Kunst gemacht werden müsse. Es war nur die logische Folge, daß sich die Surrealisten der technischen und gestalterischen Mittel der Collage und Fotomontage bedienten, die durch die Dadaisten Kurt Schwitters (1887-1948), George Grosz (1893-1953) und John Heartfield (1891-1968) in Mode gekommen waren. Auch die Lichtmontage und die Technik des Fotogramms gehörten von vornherein zu den surrealistischen Gestaltungsmitteln, die prädestiniert waren, die Welt der Imagination zu erschließen: Visionen, Träume, Unbewußtes, das alles ließ sich mit den Mitteln der Fotografie besonders gut darstellen. Die surrealen Bilder bekamen mit der Fotografie einen Schimmer von Authentizität. Der bis heute nachwirkende künstlerische Protest von Dadaismus und Surrealismus gegen überlieferte Kunstformen, der gestalterisch eine neue Welt erschloß, wurde schließlich zum totalen Freiraum künstlerischen Schaffens. Die Versuche, Unbewußtes wiederzugeben, führten mitunter auch zu einem Subjektivismus, ja geistigen Narzissmus um jeden Preis. Er wirkt noch heute nach in der unendlichen Vielfalt moderner Stilrichtungen. Was die Dadaisten und Surrealisten, soweit es künstlerische Fotografie betrifft, in die Welt setzten, fand - zusätzlich zur dortigen konstruktivistischen Grundrichtung - im Bauhaus Pflege und praktische Anwendung in den Bereichen der Plakatkunst, der Buchillustration und Werbefotografie. Namen wie Laszio Moholy-Nagy (1895-1946) und Herbert Bayer (geb. 1900) mögen hierfür beispielhaft sein. Von den klassischen Vertretern eines fotografisch orientierten Surrealismus seien einige wenige erwähnt: Raoul Hausmann (1886-1971), Max Ernst (1891-1976), Man Ray (1890-1977), Hannah Hoch (geb. 1889), Edouard L. T. Mesens (1903-1971), Marcel Duchamp (1887 bis 1968), Rene Magritte (1898-1967), Hans Bellmer (1902-1971) und Herbert List (1903-1976). Die Nachwirkungen des Surrealismus sind teilweise noch heute sichtbar in dem, was Conceptual Art, Fotosequenz oder »Surrealer Konstruktivismus« genannt wird.
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