Ausbildung eines kleinen Kontaktwinkels (Randwinkel) zwischen einer Flüssigkeits- und einer Festkörperoberfläche. Der Kontaktwinkel J (Abb.) ist der Winkel, der sich am Rand eines auf einer Festkörperoberfläche befindlichen Tropfens zwischen der Tropfenoberfläche und der Festkörperoberfläche bildet. Im Benetzungsgleichgewicht, d.h. im Gleichgewicht zwischen den am Rand des Tropfens angreifenden Grenzflächenspannungen ist J durch die Young-Gleichung bestimmt: ss > gs,f + sf cos J. Hierbei ist ss die Oberflächenspannung des festen Körpers, gs,f die Grenzflächenspannung zwischen dem flüssigen und dem festen Körper und sf die Oberflächenspannung der Flüssigkeit. Ist J < 90°, so spricht man von Benetzung, bei J > 90° von Nichtbenetzung. So benetzt z.B. Wasser eine Glasoberfläche, während ein Quecksilbertropfen darauf eine durch einen grossen Kontaktwinkel gekennzeichnete kugelförmige Gestalt annimmt.
Wird eine Flüssigkeit mit einem Festkörper in Kontakt
gebracht, dann wird einerseits Energie gewonnen, denn es verschwindet eine
Festkörper- und eine Flüssigkeitsoberfläche, andererseits muss Energie
aufgebracht werden, um eine neue Grenzfläche zu erzeugen. Die Differenz der je
Flächeneinheit gewonnen zur aufgewandten freien Energie ist die Adhäsionsarbeit
zs,f : . Sind die
beiden in Kontakt gebrachten Körper vom gleichen Stoff, dann entsteht keine
neue Grenzfläche, und die dabei gewonnene freie Energie wird als Kohäsionsarbeit
bezeichnet. Sie beträgt zs = 2ss bei Festkörpern und zf = 2sf bei Flüssigkeiten. Wird
in der Young-Gleichung ss vergrössert, dann muss J kleiner werden, d.h.
der Tropfen muss flacher werden. Ist schliesslich ss > gs,f + sf , dann ist die
Young-Gleichung nicht mehr erfüllbar, der Kontaktwinkel beträgt Null, d.h. der
Tropfen breitet sich als dünner Film über die ganze Oberfläche aus. Dieser
Vorgang heisst vollkommene Benetzung oder Spreitung und die
Differenz zwischen ss und (gs,f + sf) Spreitungsdruck: psp = ss - (gs,f + sf) = zs,f - zf , der gleich der
Differenz zwischen Adhäsions- und Kohäsionsarbeit ist. Spreitung tritt also
immer dann auf, wenn die Adhäsionskräfte grösser sind als die Kohäsionskräfte.
Die Benetzungsspannung oder Haftspannung ss,f ist die freie Energie
pro Flächeneinheit, die gewonnen wird, wenn eine Festkörperoberfläche benetzt
wird, ohne dass die Grösse der Flüssigkeitsoberfläche dabei geändert wird. Dies
ist experimentell möglich, indem z.B. ein zylindrischer, in eine Flüssigkeit
eintauchender Stab etwas tiefer in die Flüssigkeit gesenkt wird. Es ist . Die Benetzungswärme, die gesamte bei
isothermer Benetzung frei werdende Energie, die der Änderung der inneren
Energie entspricht, beträgt
Benetzung: Benetzungsgleichgewicht.
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